Emerging Market Investments

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In den vergangenen Jahren wurden die Emerging Marktes hochgelobt, als Möglichkeit, hervorragende Investments zu tätigen. Dabei wurden Schlagwörter wie BRIC (steht für Brasilien, Russland, Indien, China) oder SMIT (steht für Südkorea, Mexiko, Indonesien, Türkei) erfunden, um die Investments werblich griffig zu machen.

Tatsächlich haben viele Schwellenländer in den vergangenen Jahren Wachstumsraten aufgewiesen, die weit über denen der entwickelten Staaten Westeuropas oder Nordamerikas lagen. Der Aufholeffekte gegenüber den westlichen hoch entwickelten Ländern ist groß, da der technologische Fortschritt entsprechend höher ist, die Bevölkerungszahlen wachsen und ausländisches Kapital im Zuge der Globalisierung zunehmend barrierefrei fließen kann. In der Konsequenz konnten auch mit Investments in diesen Ländern hohe Renditen erzielt werden.

Hierbei tut sich meist bereits das erste Problem auf: die Wahl des Investments. Das einfachste und sinnvollste ist es dabei wahrscheinlich in einen Index zu investieren, um von der breiten Entwicklung der jeweiligen Volkswirtschaft zu profitieren. In einzelne Aktien zu investieren, kann dagegen schnell zu Schwierigkeiten führen, wenn man über unterschiedliche Bilanzierungsstandards, Sprachbarrieren und Transparenzanforderungen nachdenkt. Die qualitative Beurteilung von einzelnen Unternehmen wird damit merklich erschwert.

Positiv zu bewerten ist, dass die Dynamik der Entwicklung von Schwellenländern, trotz der zunehmenden Globalisierung, noch immer zu weiten Teilen abgekoppelt von der europäischen Wirtschaft stattfindet. Insofern kann man mit einem Schwellenland-Investment durchaus einen wünschenswerten Diversifizierungseffekt erreichen und das Rendite-Risiko-Profil verbessern.

Rechtlicher Rahmen unsicher

Ein wesentlicher Aspekt, der bei Schwellenländern-Investments berücksichtigt werden muss, ist die rechtlich vergleichsweise unsichere Situation. Zum einen kann es sein, dass Investments aus dem Ausland beschränkt sind, also der Zugang zu direkten Investments erschwert oder gar ganz unmöglich ist. Zum anderen sind die eigentumsrechtlichen Voraussetzungen nicht in allen Ländern ähnlich stark geregelt, wie das innerhalb der Europäischen Union der Fall ist. Dies kann natürlich zu massiven Problemen führen, wenn z.B. die politische Stabilität ins Wanken gerät. Wie in den vergangenen Monaten zu beobachten war, kann selbst in vermeintlich stabilen Ländern, wie Thailand oder der Türkei, die Stimmung schnell kippen. Die Auswirkungen auf die Aktienmärkte sind dabei immens. Sowohl in Thailand, als auch der Türkei, gingen die Aktienmärkte zuletzt auf Talfahrt.

Nicht zuletzt ist auch die steuerliche Behandlung von Kapitalerträgen ein Thema, dass geprüft werden muss. Im Zweifel kann es, wenn z.B. kein Doppelbesteuerungsabkommen zwischen dem Schwellenland und Deutschland vorliegt, eine Doppelbesteuerung passieren, welche die Rendite aufzehrt. In der Regel sollte dies jedoch ein untergeordnetes Problem sein, da die meisten Ländern über Doppelbesteuerungsabkommen verfügen. Mit allen BRIC und SMIT-Staaten bestehen bspw. entsprechende Abkommen.

Inflation gefährdet Investment

Der Preis für das oftmals hohe Wachstumstempo von Schwellenländern ist oftmals eine stolze Inflationsrate. So weist die Türkei derzeit z.B. eine Inflationsrate von 7,8 % auf, in Indonesien liegt sie bei 8,2 % und in Indien sogar bei 8,8 %. Diese hohen Raten bringen natürlich die altbekannten Risiken mit sich und unterminieren die Kaufkraft der Währung. Eine hohe Inflation wirkt sich in der Folge auch nicht förderlich auf die Währungskurse, etwa in Relation zum Euro, aus, da die Nachfrage schwindet. Das Resultat des Ganzen ist eine Flucht des Kapitals aus den betreffenden Ländern, mit der Folge sinkender Währungen.

Mit den abfließenden Kapitalströmen sind die Länder dann auf sich gestellt und die hohen Zinsen, die auf Grund der Inflationsraten vorherrschen, verhindern, dass neue Investitionen in der Realwirtschaft getätigt werden. Damit kühlt sich das bis dahin so starke Wachstum ab. Entsprechend werden dies dann auch die Aktienpreise reflektieren und nach unten gehen.

Das dieser Zyklus in diesen Tagen stattfindet, sind die aktuellen Befürchtungen. Ein weiterer Grund, warum abfließende Kapitalströme aus Schwellenländern angenommen werden könnten, sind die guten Konjunkturprognosen für die USA und Europa. Entsprechend gibt es ausreichend attraktive Investmentmöglichkeiten, die aus Risikogesichtspunkten attraktiver sind, als das in Schwellenländern der Fall ist.

Diese Überlegungen machen deutlich, dass die attraktiv erscheinenden Renditepotenziale von Schwellenländern ein zweischneidiges Schwert sind. Hohes Wachstum treibt in der Regel auch die Inflation nach oben, was wiederum unweigerlich zu weiteren Problemen führt. Die hohe Renditeerwartung geht mit einem entsprechenden Risiko einher.

Die Währungsentwicklung spielt aber auch, unabhängig davon wie sich das Investment entwickelt, eine Rolle, denn es macht einen entscheidenden Teil der Rendite aus. Wenn Sie z.B. eine Aktie in Thailand halten und diese sich in 2013 um 10 % verteuert hat, bedeutet das nicht, dass dies auch Ihre Rendite in Euro ist. Vielmehr ist ein Währungseinfluss vorhanden, der die Rendite erhöht oder verringert. Der Thailändische Baht hat im Jahr 2013 gegenüber dem Euro 11,2 % an Wert verloren. Ihre erzielte Rendite beläuft sich damit insgesamt auf (1+0,10) * (1+(-0,11) = -2,1 %. Die gute Wertentwicklung Ihrer Aktie wäre durch die Währungsschwankung nicht nur vollständig aufgezehrt worden, Sie hätten sogar einen Verlust erzielt.

Insofern ist es eine sehr wichtige Betrachtung, wie stabil die Situation in dem jeweiligen Schwellenland ist. Dabei ist nicht nur die politische Lage entscheidend, auch die ökonomischen Rahmenbedingungen haben einen Einfluss. Die Verschuldungssituation, die Handelsbilanz, Wachstumsraten, Zinsen, Inflation, all das sind Einflussgrößen, die auf die volkswirtschaftliche Entwicklung und damit die Währung einwirken. Daraus wird bereits deutlich, wie schwierig es ist Währungskursentwicklungen zu prognostizieren. Nicht umsonst heißt es, dass der Währungsmarkt eine der schwierigsten Disziplinen in der Finanzwelt überhaupt ist.

Niedrige Liquidität verstärkt Effekt

Hinzu kommt, dass die Volumina der meisten Schwellenländer sehr gering sind. Das bedeutet, dass die Kapitalströme aus dem Ausland einen ganz entscheidenden Einfluss haben können. So beträgt beispielsweise die Marktkapitalisierung des frei handelbaren Aktienkapitals aller in der Türkei gelisteten Unternehmen gerade einmal 55 Mrd. US-Dollar. Das ist gerade einmal so viel wie die Marktkapitalisierung der amerikanischen Kaffeehauskette Starbucks. Selbst der große brasilianische Markt reicht gerade einmal an die Marktkapitalisierung des Internetgiganten Google, der knapp 400 Mrd. US-Dollar auf die Waage bringt. Noch deutlich kleiner ist beispielsweise Ägypten, dessen Aktienmarkt mit 8 Mrd. Euro vergleichbar mit der Größe der der Fastfood-Kette Burger King ist.

Daraus wird deutlich, wie gering die Bedeutung der Aktienmärkte der Schwellenländer eigentlich ist. Daher ist auch davon auszugehen, dass die Turbulenzen nicht zu wesentlichen Verwerfungen in den USA oder Europa führen werden. Der betroffene Kapitalanteil in diesen Ländern ist einfach zu gering, um das System ernsthaft in Schwierigkeiten zu bringen.

Trotzdem dürfen wir die Schwellenländer aber nicht unberücksichtigt lassen. In unserer zunehmend globalisierten Welt werden die Abhängigkeiten immer größer und damit auch die wechselseitigen Einflüsse. Zum Beispiel hat sich Brasilien zu einem der wichtigsten Auslandsstandorte für deutsche Unternehmen entwickelt. Rund 1.400 deutsche Unternehmen sind in Brasilien inzwischen ansässig. Angesichts der Größe des Landes und der wachsenden Bevölkerungszahlen ist es nur allzu wahrscheinlich, dass die Bedeutung Brasiliens als deutscher Handelspartner zunehmen wird. Derzeit belegt das Land nur Platz 20 in der Liste der größten Abnehmer für deutsche Waren, was deutlich macht, dass der Einfluss auf die Wirtschaft hierzulande (noch) recht gering ist.

Überwiegen Vorteile den Nachteilen?

Die Portfoliotheorie besagt, dass man seine Geldanlagen möglichst weit streuen sollte und das das Beimischen von Emerging Market-Investments daher auch ein Element sein sollte. Die Konzentration seiner Anlagen auf nur ein Land, bündelt das Risiko ungebührlich. Wie dargelegt, sind die Unwägbarkeiten bei Emerging Market-Investments jedoch recht hoch. Währungsschwankungen, politische Instabilität und hohe Inflationsraten sind nur einige der Kriterien, die sich schnell negativ auswirken können. Aber auch der niedrigere Informationsgrad oder zumindest die hohen Kosten der Informationsgewinnung und –verarbeitung sind nicht außer Acht zu lassen.

Wenn es um die Minimierung von Risiken geht, dann ist unseres Erachtens immer noch die sorgfältige Analyse von Einzelwerten das Wichtigste. Unternehmen mit einer guten Marktstellung, wettbewerbsfähigen Produkten und soliden Bilanzen sind das A und O bei jedem Investment, egal wo auf der Welt. Diese qualitativ hochwertigen Unternehmen finden sich sicherlich auch überall auf der Welt, eben aber auch in Deutschland. Wenn man sich die Währungsrisiken und erhöhten Kosten sparen will, bietet sich der Zugriff auf die Unternehmen hierzulande an.

Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass in unserer globalisierten Welt selbst Unternehmen aus dem mittelständischen Bereich stark international aktiv sind und damit bereits auf Grund ihrer internationalen Geschäftsbeziehungen einem Währungsrisiko ausgesetzt sind. Zum anderen profitieren wir als Aktionären damit indirekt von den Entwicklungen anderer Länder, wenn unsere Depotunternehmen in diesen aktiv sind.

Fazit

Emerging Market-Investments bieten gute Chancen auf hohe Wertsteigerungen. Jedoch hat auch diese Medaille zwei Seiten. Das korrespondierende Risiko in diesen Ländern ist auch entsprechend höher, wie jüngst an den Beispielen Argentinien, Türkei oder Thailand zu sehen war. Vor allem die Währungskomponente ist ein Faktor, der nur schwer einzuschätzen ist und einen maßgeblichen Einfluss auf die Renditeentwicklung haben kann. Investitionen in Emerging Markets sollten daher wohlbedacht sein. Nicht zuletzt wird die derzeitige Bedeutung der Schwellenländer, den internationalen Aktienmarkt betreffend, eher gering.

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