Volatilität und Risiko

Seit geraumer Zeit herrscht in den großen Industrienationen der Welt ein Zustand extrem niedriger Zinsen. In Folge der Finanzkrise 2008/09 wurden die Zinsen zum Teil auf null gesenkt und seither nicht wieder angehoben. Jedoch beobachten die Finanzakteure weltweit mit Argusaugen die Handlungen der Notenbanken, um das Ende der Niedrigzinsen vorherzusehen. Zweifelsohne werden die Finanzmärkte Zinserhöhungen nicht ohne Reaktion hinnehmen und es wird vielleicht sogar eine vorübergehend schwierige Börsenphase eingeleitet, je nachdem wie schnell die Anhebungen stattfinden werden. Wir wissen heute nicht, wie die Sache verlaufen wird und Spekulationen darüber sind reine Zeitverschwendung. Vielleicht haben wir noch über viele Jahre hinweg sehr niedrige Zinsen. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist hoch.

Gerade in den vergangenen Wochen ist die Angst vor Zinserhöhungen jedoch wieder aufgekeimt. In diesem Zusammenhang ist auch die Volatilität zuletzt angestiegen, gemessen z.B. am Volatilitätsindex. Damit wird wiederum gemeinhin assoziiert, dass das Risiko am Kapitalmarkt gestiegen sei. Diese Einschätzung ist jedoch falsch, denn Volatilität und Risiko sind zwei komplett unterschiedliche Paar Schuhe. Die Volatilität ist eine Messgröße für die Schwankungsbreite und sagt grundsätzlich erst einmal nichts darüber aus, in welche Richtung sich die Kurse bewegen. Insofern kann die Volatilität auch eine steigende Tendenz aufweisen, wenn die Aktienkurse nach oben gehen. 

 

Warum wird Volatilität beachtet?

Warum wird der Volatilität also eine hohe Bedeutung beigemessen oder noch schlimmer, warum haben so viele Anleger Angst vor ihr?

 

Grundlage des Ganzen ist das Streben der Anleger nach Sicherheit. Ein Investment das keine oder nur sehr niedrige Schwankungen aufweist, birgt nicht die Gefahr in sich, dass kurzfristig ein Wertrückgang stattfindet, was wir natürlich nicht wollen. Die Investmentbranche nutzt diese Angst der Anleger geschickt aus, um ihre Produkte an den Mann zu bringen. So sind zum Beispiel jüngst sogenannte Smart Beta-Strategien stark in den Fokus gerückt worden, welche verstärkt auf Aktien setzen, die eine niedrige Volatilität, also Schwankungsbreite, aufweisen. Damit soll Sicherheit suggeriert werden, die in Wirklichkeit überhaupt nicht vorhanden ist. Nochmals: niedrige Volatilität heißt nicht geringeres Risiko. Ein Unternehmen, dessen Aktienkurs wenig schwankt, etwa weil es in einem gesättigten Markt aktiv ist und stabile Umsätze erwirtschaftet, mag vielleicht im Aktienkurs wenig schwanken, jedoch heißt das doch noch lange nicht, dass das Unternehmen an sich keinen Risiken ausgesetzt ist. Zudem, wer sagt denn, dass Aktien oder andere Finanzinstrumente mit einer historisch niedrigen Volatilität auch in der Zukunft eine solche ausweisen werden? Das kann niemand mit Sicherheit sagen. 

 

Was ist also die Wahrheit?

Fakt ist, Aktienkurse werden immer schwanken. Im Vergleich zu Geldinstrumenten wie Sparbüchern oder Tagesgeldern, aber auch qualitativ guten Anleihen, ist die Volatilität also höher. Das ist ein Umstand, der jedem klar sein sollte, der sich aber schon aus der Logik heraus ergibt. Heißt das aber auch, dass Aktien riskanter sind? Meine Meinung dazu ist, dass das absolut nicht der Fall ist. Was passiert mit den Geldeinlagen wenn die Bank Pleite geht oder im Falle von Anleihen, wenn der Schuldner Pleite geht, sei es ein Unternehmen oder ein Staat? Was passiert mit Geld auf dem Konto im Falle einer Währungsreform, also wenn der Euro verschwindet? All das haben wir in der jüngeren Geschichte ausreichend erlebt. Jedoch hat man im Gegensatz zu Investments in Unternehmen überhaupt keinen Überblick und die Streuung ist vermutlich geringer. In einem breiten Aktienportfolio mit qualitativ guten Aktien hat man meines Erachtens einen deutlich besseren Ansatz zur Risikoüberwachung und -streuung. Das Produktivvermögen von Unternehmen bleibt auch im Falle einer Währungsreform erhalten und behält auch einen bestimmten Wert. Die Wahrscheinlichkeit einer kompletten Entwertung, ohne Regenerationsmöglichkeit, ist niedriger.

 

Das gilt vor allem für langfristige Investitionen in den Aktienmarkt. Generell sollten Aktieninvestments immer langfristig orientiert sein und nicht kurzfristig. Durch die langfristige Brille betrachtet, relativiert sich das Thema Risiko massiv. Kurzfristig betrachtet, ist es natürlich so, dass Aktien riskanter sind als Geldmarktprodukte. Aktienkurse können schnell einmal auch deutlich einbrechen. Das ist nichts Neues. Wenn Sie jedoch mit einem langfristigen Ansatz investieren, dann sind diese vorübergehenden Rücksetzer an den Börsen von einer untergeordneten Bedeutung, wenn nicht bedeutungslos. Gute Unternehmen werden langfristig eine positive Wertschöpfung betreiben, was sich auch in langfristig steigenden Kursen widerspiegelt. Durch eine Streuung auf verschiedene Unternehmen oder die Investition in einen Aktienfonds, wird zudem das Risiko beschränkt, sollte ein Unternehmen tatsächlich einmal in größere Schwierigkeiten kommen.

 

Kommen wir noch einmal auf die zu erwartende Zinserhöhung zurück. Was wird also passieren, wenn es soweit ist. Ja, auch für Aktien wird es vermutlich etwas turbulenter. Aber wirklich unter Druck geraten werden Anleger, die in Geld- und Zinsprodukten investiert sind, insbesondere bei solchen Produkten, die von der Entwicklung der kurzfristigen Zinsen abhängig sind. Wenn die Zinsen steigen, wenn auch nur gering, werden die Kurse von kurz laufenden Anleihen an deutlichsten unter Druck geraten. Hier wird es nicht nur dazu kommen, dass die Volatilität steigt, sondern gleichzeitig wird tatsächlich das Investitionsrisiko steigen. Für langfristige Aktieninvestoren sind die durch Zinsveränderungen induzierten Kursschwankungen hingegen kein Problem.

 

Was ist zu tun?

Dies berücksichtigend, steht Risiko also stark in Zusammenhang mit dem Aufbau des Portfolios. Schon mit wenigen Schritten kann man einen großen Teil des bestehenden Depots vor wirklichen Risiken schützen. 

 

Die wichtigste Komponente ist die Fristigkeit der Anlage. Wenn Sie nur kurzfristig anlegen wollen, dann ist Volatilität in der Tat ein Problem. Denn dann besteht die Gefahr, dass die Märkte kurzfristig fallen und Sie gerade dann verkaufen wollen oder müssen, wenn die Kurse am Boden sind. Wenn Sie einen langfristigen Horizont haben, kann Ihnen das nicht passieren. Vielmehr werden die Kurse mit zwischenzeitlichen Rücksetzern über die Zeit tendenziell steigen. Wenn Sie kurzfristig orientiert sind, dann investieren Sie ohnehin mit spekulativer Absicht. In diesem Fall müssen Sie das spekulative und nicht kalkulierbare Element Volatilität in Kauf nehmen. Als Langfristinvestor können Sie sich von diesem Stressfaktor befreien.  

 

Um einen langfristigen Ansatz zu verfolgen, bedarf es natürlich auch der entsprechenden Finanzinstrumente. Wenn Sie in Aktien investieren, die in zehn oder zwanzig Jahren überhaupt nicht mehr existieren, haben Sie natürlich ein Problem. Aus diesem Grund ist es enorm wichtig, nicht irgendwelche Aktien zu kaufen. Schon gar nicht irgendwelche Aktien, die derzeit als "heiße Tipps" gehandelt werden. Jedes einzelne Investment sollte auf Herz und Nieren geprüft werden. Insbesondere die bilanzielle und finanzielle Stabilität sind wichtige Punkte, die wichtig sind, um einschätzen zu können, ob ein Unternehmen auch eine schwierige Phase überstehen kann oder beim ersten Windstoß umfällt. Hier liegt das eigentliche Risiko für langfristige Investoren. Nicht die Kursschwankungen sind das Problem, sondern vielmehr das sich Märkte und Unternehmen verändern und ein Unternehmen diese Veränderungen mitgehen muss. Am besten natürlich vorneweg. Insofern ist eine kontinuierliche Beobachtung auch über den Zeitverlauf unerlässlich.  

 

Wird also ein Portfolio aus qualitativ stabilen Titeln zusammengestellt, ergibt sich ein weiterer sehr positiver Aspekt. Neben der Tatsache, dass jedes Unternehmen für sich genommen gute Charakteristika aufweist, stabilisieren die Unternehmen untereinander das Gesamtdepot. Dies geschieht dadurch, dass das potenzielle Gesamtrisiko auf mehrere Titel verteilt wird. Sollte es also dennoch einmal passieren, dass ein unerwartetes negatives Ereignis eintritt, wird die negative Auswirkung abgefedert. Das investieren in Portfolios ist also ein wichtiger Punkt. Dabei muss die Diversifizierung gar nicht übermäßig groß sein. In der Regel reicht schon eine Verteilung auf 15-20 Titel, um einen sehr guten Effekt zu erhalten. Eine zu große Streuung kann auch schnell einen unerwünschten Effekt haben und kostet Rendite.

 

Fazit

Volatilität ist ein großes Thema, dass jedoch tatsächlich nur von untergeordneter Bedeutung ist. Es wird gerne als Vorwand genommen, um Risiko zu suggerieren. In Wirklichkeit ist Volatilität ein Aspekt, den nur kurzfristig orientierte Anleger zu fürchten brauchen. Als langfristiger Investor können Sie kurzfristige Kursschwankungen problemlos verkraften. Das gilt auch bei Aktien. Wenngleich Aktien in der Regel stärkere Schwankungen aufweisen als Anleihen oder Geldmarktprodukte, heißt das noch lange nicht, dass diese tatsächlich riskanter sind. Risiko misst sich realistischerweise daran, was mit einem Finanzinstrument passiert, wenn sich die Umstände massiv verändern  und wie gut die Chancen sind, dass schwierige Phasen überstanden werden, mit der Chance einer Wertaufholung. Auch wenn es an den Börsen einmal turbulent zugeht und Kurse fallen, bleibt das Produktivvermögen der Unternehmen erhalten und es wird Wertschöpfung betrieben. Für ein gutes Unternehmen  ist ein Rückgang des Börsenkurses nur temporär zu sehen.

 

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