Woran Sie gute Prognosen erkennen

Seitdem es die Börse gibt, gibt es auch diejenigen Marktteilnehmer, die sich sicher sind, dass bestimmte Ereignisse geschehen werden und auch mit diesen Meinungen nicht hinter dem Berg halten. Was wäre schöner, als vollständige Sicherheit darin zu haben, dass die Investments, die wir tätigen, aufgehen und uns schöne, risikolose Gewinne bescheren. Dieser Wunsch ist mehr als nachvollziehbar, weshalb es auch vollkommen verständlich ist, dass viele Anleger zackige Aussagen und klare Ansagen wie „Aktie XY wird steigen!“ oder „Aktie YZ wird sich verdoppeln!“ schätzen und daran glauben wollen. Leider ist es jedoch so, dass die Realität diese Wünsche nicht erfüllt.

Als Anleger in Aktien müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass wir uns in einem Bereich bewegen, in dem nichts sicher ist. Was heute Bestand hat, kann morgen bereits Geschichte sein. Es ist verständlich, dass Anleger nach dem sicheren „Verdoppler“ suchen, aber das ist, genauso wie die Aussage einen sicheren „Verdoppler“ zu kennen, nichts anderes als eine Kontrollillusion. Nichts ist sicher und hat für ewig Bestand. Für die Börse gilt das allemal. Alles was an der Börse geschieht, ist durch eine so hohe Komplexität und Anzahl an Einflussfaktoren geprägt, dass Prognosen über zukünftige Kursentwicklungen nicht möglich sind. Gelingt dies ab und an, ist es nichts weiter als pures Glück und lässt sich nicht beliebig reproduzieren.

Nichts ist sicher!

Wenn wir uns also in einem so zufälligen Markt bewegen, wie sollen wir vernünftigerweise Geld anlegen und unser Kapital zielgerichtet vermehren?

Der Erfolgsfaktor liegt im Umdenken bei der Betrachtung. Wir haben keine Chance Kursbewegungen zu antizipieren. Deutlich besser geht das schon in der Beurteilung der Entwicklung von Unternehmen, also der Entwicklung von Umsatzerlösen und Ergebnissen. Die Volkswirtschaft ist geprägt von Produktivitätssteigerungen im Zuge von technologischem Fortschritt. Eine gute Einschätzung der aktuellen Tendenzen kann hierbei Gold wert sein.

Und auch hier gilt das Gleiche: Nichts ist sicher. Vielmehr gibt es auch für die Umsatz- und Ergebnisentwicklung von Unternehmen eine ganze Vielzahl an Möglichkeiten und möglichen Entwicklungen, wenn wir in die Zukunft blicken. Das Stichwort hierbei ist Wahrscheinlichkeit. Wenn wir uns nie zu 100% sicher sein können, stellt sich wenigstens die Frage, wie sicher wir uns sein können, dass eine bestimmte Entwicklung eintritt? 80% ist immerhin schon einmal besser als 20%, wenngleich eben nicht vollständig sicher.

Man kann den Erfolg eines Unternehmens in seiner operativen Entwicklung (nicht Aktienkurs!) mit Wahrscheinlichkeiten belegen, also Szenarien durchdenken, Einflussfaktoren bestimmen und diesen eine gewisse Bedeutung beimessen etc. Aber man wird nie eine 100%ige Sicherheit erreichen können, weil immer etwas passieren kann, dass nicht erwartet wurde und nach menschlichen Ermessen nicht erwartet werden konnte.

Denken Sie einmal ein paar Jahre zurück, wie Unternehmen wie Nokia, RIM (Blackberry) oder Yahoo gefeiert wurden. Diese einstigen Börsenstars und gefeierten Unternehmen sind heute in der Bedeutungslosigkeit versunken. Genauso wird es mit einigen der heutigen Stars passieren. Wir werden sehen, ob Unternehmen wie z.B. Facebook, Apple oder Netflix in 10 oder 20 Jahren immer noch so erfolgreich sind wie heute.

Worin liegt das Geheimnis erfolgreicher Investoren?

Das Geheimnis erfolgreicher Investoren wie Warren Buffett oder George Soros liegt in der hohen Gabe, Wahrscheinlichen sehr gut abschätzen zu können. Dabei werden komplexe und vielschichtige Szenarien durchdacht und gegeneinander abgewogen. Das Resultat daraus ist dann jedoch nicht eine definitive Aussage, sondern eine fein justierte Abwägung von Chancen und Risiken auf vielen Ebenen. Was am Ende dieses Prozesses stehenbleibt, ist eine Aussage wie z.B.: „Ich sehe eine 80%ige Chance, das Unternehmen XY im Jahr 2018 eine Ergebnissteigerung um 10% erreicht.“

Deutlich wird bei dieser Betrachtung auch, dass noch immer ein 20%iger Raum für eine Fehleinschätzung besteht, sofern die Bestimmung der Wahrscheinlichkeiten sauber gemacht wurde. Was aber noch immer nicht heißt, dass der Kurs der Aktie steigt. Die Aktie kann steigen oder fallen, unabhängig davon, ob man die Wahrscheinlichkeiten richtig bestimmt hat. Eine Entkopplung von Aktienkurs und operativer Entwicklung eines Unternehmens ist jedoch meist ein temporäres Phänomen. Ist die Gewinnentwicklung eines Unternehmens aufwärts gerichtet, wird sich mittel- und langfristig auch der Aktienkurs entsprechend bewegen. Wer also Wahrscheinlichkeiten gut abschätzen kann, wird es auch nicht schaffen die Trefferquote richtiger Einschätzungen auf 100% zu erhöhen, aber mittel- und langfristig eine Überrendite erzielen können. Wenn man richtigerweise eine 70%ige Wahrscheinlichkeit sieht, wo andere nur eine Chance von 60% sehen, wird man über die Zeit eine Überrendite erzielen.

Woran erkenne ich gute Prognosen?

Sie werden sehr gute Investoren nicht sagen hören, dass eine bestimmte Aktie steigen wird, sondern sie werden gute Gründe dafür hören, warum es wahrscheinlich ist das ein Unternehmen sich in einem bestimmten Zeitraum gut entwickeln wird. Die Aussage eines kompetenten Investors wird also konkret nicht lauten: “Apple wird um 50% steigen.“, sondern „Ich halte es für wahrscheinlich, dass Apple mit dem neuen iPhone einen neuen Topseller auf den Markt bringen wird, da es das einzige Telefon sein wird, dass eine integrierte Hologramm-Funktion hat. Das dürfte dazu führen, dass Umsatz und Gewinn einen guten Schub um 20% bzw. 30% im Jahr 2019 erhalten.“

Klar, diese Aussage lässt Zweifel offen. Aber das tut eine plakative Aussage auch, nur wird es nicht zugegeben. So ist die Realität, nichts ist sicher. Aber investieren Sie lieber in eine plakative Aussage und große Worte oder in tief greifende Analysen, bei der Wahrscheinlichkeiten abgewogen und Szenarien durchgespielt werden?

Ein wesentliches Merkmal guter Prognosen ist, dass sie messbar und konkret sind. Sie geben klare Rahmenbedingungen vor, anhand welcher sich die Güte der Prognosen später überprüfen lassen. Schwache Prognosen sind vage ausgedrückt und nicht messbar. Ein klassisches Beispiel für schwache Prognosen an der Börse sind Aussagen wie „Der Crash wird kommen.“. Der Fakt an sich stimmt wohl, Crashs sind immer wieder zu erwarten. Nur fehlen der zeitliche Bezug und die Dimension. Wann kommt der Crash? Morgen, nächsten Monat, in zehn Jahren? Abgesehen davon fehlen in einer solchen Aussage weitere wichtige Aspekte, um eine Überprüfung anstellen zu können, etwa die mögliche Ursache für einen Crash, die zu erwartende Dimension und sonstige zu erwartende Auswirkungen.

Was muss ich für gute Prognosen tun?

Das Bestimmen von Wahrscheinlichkeiten für Unternehmensentwicklungen ist keine leichte Aufgabe, da die Einflüsse vielfältig sind und verschiedene Auswirkungen haben können. Um also eine angemessene Abwägung von Argumenten vornehmen zu können, bedarf es einer möglichst hohen Vielzahl an Informationen. Dabei muss der Spagat gelingen, wichtige von unwichtigen Informationen zu unterscheiden. Zu viele (unwichtige) Datensätze können das Bild auch in eine falsche Richtung verzerren. Wichtig ist auch nicht nur Pro-Argumente zu sammeln, sondern genauso negative Tendenzen zu filtern. Dieses Arsenal an Argumenten wird schließlich gegeneinander abgewogen. Dabei ist es sinnvoll, so granular wie möglich vorzugehen. Das heißt für Unternehmensprognosen nicht auf Ebene des Gesamtkonzerns, sondern bezogen auf Unternehmensbereiche, Segmente, Kostengrößen, Produkte etc. Je feingliedriger die Austeilung ist, desto präziser lassen sich die Wahrscheinlichkeiten bestimmen und desto genauer sind auch die Auswirkungen auf das Gesamtergebnis. Fakt ist auch, dass dabei eine gehörige Portion Subjektivität enthalten ist. Die Werte lassen sich nur über Erfahrungen und Übung verbessern. Einmal mehr trifft damit die Aussage zu, das erfolgreiches Investieren harte Arbeit ist und jeder Menge Zeitaufwand bedarf.

Fazit

Das Investieren in Aktien sollte nicht auf grobe Überlegungen und Tendenzen hin erfolgen, sondern sollte möglichst wohlüberlegt sein. Hintergrund dessen ist, Chancen und Risiken genau zu filtern, um so die Trefferquote erfolgreicher Investments zu erhöhen. Das Bestimmen von Wahrscheinlichkeiten in der Unternehmensentwicklung ist dabei ein probates Mittel, um sich diesen Einblick in ein Unternehmen zu erarbeiten. Der Vorteil des Denkens in Wahrscheinlichkeiten ist, dass man gezwungen ist, sich über diverse Aspekte Gedanken zu machen und Informationen zu Für und Wider zu sammeln. Das Resultat ist eine feingliedrige und detaillierte Einschätzung zu einem Unternehmen, auf Basis einer Vielzahl von gegeneinander abgewogenen Argumenten. Mit etwas Übung und Erfahrung lassen sich Investitionsergebnisse dadurch deutlich verbessern.

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