Aktives Investieren vs. passives Investieren

In den letzten Jahren ist die Debatte darüber, ob aktives oder passives Investieren die bessere Alternative ist, immer heftiger geführt worden. Der Hintergrund dessen ist vor allem die Tatsache, dass die meisten Fonds nicht in der Lage sind, den Markt dauerhaft zu schlagen. Das gilt insbesondere für die Renditebetrachtung nach Kosten. Die Kosten aktiv gemanagter Fonds sind mit 1-2% Fixgebühren - zuzüglich oftmals einer erfolgsabhängigen Vergütung - weitaus höher als bei passiven Produkten, etwa bei ETFs, bei denen sich die Kosten auf ein paar wenige Zehntel Prozentpunkte beschränken.

Ein wesentlicher Grund für die Unfähigkeit vieler Fonds, die Renditeerwartungen der Anleger zu erfüllen, ist unseres Erachtens unter anderem der Umstand, dass sie zu groß und zu breit angelegt sind. Praktisch betrachtet bedeutet das, dass ein aktiv gemanagter Fonds einer solchen Größendimension überhaupt nicht vermeiden kann, zu großen Teilen einen Index abzubilden und dann in Teilbereichen von diesem abzuweichen, um im Endeffekt die aktive Ausrichtung zu rechtfertigen. Man kann also sagen, dass viele Fonds aufgrund ihrer Größenordnung semi-aktiv gemanagt sind. Insofern sollte man die Debatte schon dort ansetzen und über eine Definition aktiv gemanagter Fonds nachdenken. Die Unterschiede sind hier gravierend. Doch diese Diskussion führt letztlich zu weit und soll deshalb an dieser Stelle nur einmal erwähnt sein.

Was sind ETFs und deren Vorteile?

ETFs (Exchange Traded Funds) sind Fonds, die nicht, wie bei Fonds sonst üblich, über die Investmentgesellschaft, sondern an der Börse gehandelt werden. Ansonsten verbriefen ETFs wie herkömmliche Fonds Anteile an einem Sondervermögen und haben damit die gleiche Rechtsstellung.

ETFs sind jedoch in der Regel passiv gemanagt. Das bedeutet, dass keine aktive Zusammenstellung des Depots betrieben, sondern für die Allokation des Geldes ein bestimmter Index, Benchmark o.ä. nachgebildet wird. Dabei gibt es ETFs auf Aktien(indizes), aber auch auf Anleihen, Währungen, Immobilien oder Rohstoffe.

Der große Vorteil für Anleger ist, neben den niedrigen Kosten, die Möglichkeit zum Betreiben einer breiten Asset-Allokation. Dies ist möglich, da ETFs den Zugang zu einer Vielzahl an Anlagemöglichkeiten eröffnen. Noch vor 20 Jahren war eine so breite Streuung lediglich großen Investoren vorbehalten. Heute ist es quasi jedem möglich, sein Portfolio global zu diversifizieren, sodass etwa weltweite Aktienindizes, Anleihen, Rohstoffe etc. jeweils einen Anteil am Depotmix ausmachen können.

Zudem sind ETFs in der Regel recht liquide, sodass sowohl große als auch kleine Anleger gleichermaßen in ETFs investieren können. Nicht zuletzt können ETFs für vielzählige Zwecke eingesetzt werden, von der kurzfristigen Absicherung, über kurzfristige Spekulationszwecke, bis hin zur Langfristanlage.

Vor diesem Hintergrund macht es auf den ersten Blick Sinn, in passive Produkte zu investieren. Nicht grundlos haben ETFs in den vergangenen Jahren einen grandiosen Siegeszug hinter sich und machen heute bereits einen sehr großen Anteil des investierten Kapitals aus.

Was ist der Nachteil von ETFs?

Der Nachteil von ETFs ist der, dass man eben nur eine Rendite auf Marktniveau erhält, genauso wie auch das Marktrisiko. Man kann quasi davon sprechen, dass ETF-Investoren Rendite und Risiko „von der Stange“ erhalten.

Der Ansatz des aktiven Investierens ist im Gegensatz dazu eine Optimierung des Rendite-Risiko-Verhältnisses. Aktives Management bedeutet zwar Arbeit; außerdem ist die dauerhafte Erzielung einer guten Rendite kein Kinderspiel, wie die Praxis häufig beweist. Dennoch werden 1-2% höhere Kosten aus unserer Sicht allemal dadurch gerechtfertigt, dass Anlegern die Möglichkeit eröffnet wird, andere Chance-Risiko-Profile zu erhalten, als der Gesamtmarkt sie vorgibt.

Am Ende ist die risikoadjustierte Nettorendite nach allen Kosten das Ergebnis, das für den Anleger zählt. Wenn aktives Management hier bessere Werte erreichen kann, halten wir eine passive Anlage vor diesem Hintergrund nicht für ratsam, da das Chance-Risiko-Profil zum Nachteil des Investors ausgelegt ist.

Insofern ist die Suche nach guten Produkten der Schlüsselfaktor und nicht etwa der grundsätzliche Umstand, dass es aktiv gemanagte Produkte mit höheren Kosten gibt. Außerdem stellt sich die Frage nach Fonds, die es über viele Jahre hinweg geschafft haben, ihre Benchmarks zu schlagen und eine weitaus bessere risikoadjustiere Rendite zu erzielen, nun wirklich nicht. Diese gibt es zwar, jedoch erfordert es selbstverständlich ein wenig Recherche, solche Fonds zu finden.

Warum aktives Investieren wichtig ist

Börsen funktionieren nur, wenn die Märkte effizient sind. Das bedeutet, dass aktive Marktteilnehmer, die Liquidität bereitstellen und für Angebot und Nachfrage sorgen, um letztendlich eine faire Preisbildung zu ermöglichen, zwingend benötigt werden. Aktives Management nimmt dabei eine wichtige Rolle ein und unterstützt die faire Preisbildung am Markt wesentlich, da aktive Manager Chancen am Markt suchen, dabei aber verschiedene Ansätze verfolgen und divergierende Ansichten haben. Dadurch sorgen sie für Liquidität am Markt, sowohl auf der Käufer-, als auch auf der Verkäuferseite.

Effiziente Märkte ermöglichen es Unternehmen überhaupt erst, sinnvollerweise an der Börse gelistet zu sein und diese als Finanzierungsplattform zu nutzen, etwa um sich Wachstumskapital zu besorgen. Der Markt allokiert das Kapital hin zu guten Unternehmen, die Kapital erhalten. Schlechte Unternehmen erhalten weniger oder kein Kapital und scheiden darum früher oder später aus dem Markt aus. Diese Effizienzfunktion ist eines der Kernelemente funktionierender Börsen. Dabei nimmt das aktive Fondsmanagement eine Grundfunktion ein. Manche gehen sogar noch weiter und sprechen davon, dass die Effizienzfunktion des aktiven Investierens ein Grundelement des wachsenden globalen Wohlstands ist.

Passives Investieren geht hingegen nicht selektiv vor, sondern investiert ohne Qualitätsprüfung. Das ist nicht förderlich für effiziente Märkte, da das Kapital nicht sinnvoll allokiert wird. Kaufen Sie beispielsweise einen Index-ETF, so wird das Geld nicht in die besten Werte des Index investiert, sondern gemäß der Gewichtung des Index. Einfach ausgedrückt: In jede Aktie des Index wird etwa gleich viel Geld investiert.. Das ist aus Sicht des aktiven Managements sehr schmerzlich, denn es gibt nicht nur keinen Grund, gleich viel Geld in eine schlechte wie in eine gute Aktie zu stecken, sondern überhaupt keinen Anlass, überhaupt Geld in eine schlechte Aktie zu investieren.

Passives Investieren führt damit zu einer zunehmend einheitlichen Bewertung von verschiedenen Unternehmen oder anderen Vermögenswerten und damit letztendlich zu Ineffizienzen an den Kapitalmärkten. Wir halten es also für denkbar, dass passiv investierte Investoren in Zukunft höhere Schwankungen erfahren werden, da sich Bewertungen und Kursniveaus von Unternehmen zunehmend entkoppeln.

Individualität ist wichtiger als Einheitslösungen

Das passive Investieren hat einen weiteren Nebeneffekt. Es findet eine Gleichschaltung aller Anleger statt, was inhaltlich wenig sinnvoll ist. Zwar ist es für die meisten Menschen durchaus ratsam, in irgendeiner Form an der Börse engagiert zu sein, jedoch haben verschiedene Anleger verschiedene Zielvorstellungen. Je nach Alter, Vermögen, Familienstand oder -planung, Gesundheitszustand, Lebensplanung etc. können die Anforderungen an eine Geldanlage massiv voneinander abweichen. Während der eine Anleger mit 3% Rendite im Jahr bei minimalem Risiko zurechtkommt, ist dem anderen an 10% Rendite bei höherem Risiko gelegen, um seine Planungen zu erfüllen. Eine "passive" Einheitslösung kann das nicht lösen. Es bedarf für jeden individuellen Fall verschiedener Lösungen.

Der Knackpunkt des aktiven Managements wurde oben bereits einmal erwähnt. Es stellt sich die Frage, wie man die wenigen aktiv gemanagten Fonds findet, die es wirklich über viele Jahre hinweg geschafft haben, den Gesamtmarkt zu schlagen. Angesichts der volumenmäßigen Ausrichtung von ETFs, die sich auf große Volumen, oft in Milliardenhöhe, spezialisieren, liegt nahe, dass eben genau diejenigen Segmente weiterhin für eine aktive Anlagestrategie interessant sind, in denen ETFs nicht aktiv werden (können).

So ist zum Beispiel stark davon auszugehen, dass ETFs nicht im Small & Micro Cap-Bereich agieren. Denn die Liquidität der Titel ist, genau wie für herkömmliche Fonds, ein wichtiger Punkt. Während Fonds mit der etwas höheren Gebührenstruktur auch mit einem vergleichsweise kleinen Fondsvolumen profitabel aktiv sein können, ist das für ETFs kein lohnendes Betätigungsfeld. Beispielsweise können. renditestarke Small & Micro Cap-Strategien in ETFs nicht sinnvoll umgesetzt werden, obwohl die Risiko-Rendite-Konstellation im Small Cap-Bereich attraktiv ist. Gleiches dürfte für andere „Spezialstrategien“, bei denen weniger Marktvolumen vorhanden ist, dafür aber mehr Arbeitsaufwand betrieben werden muss, um Chancen zu finden und nutzbar zu machen, ebenso gelten.

Fazit

Aktiv gemanagte Fonds schaffen es nicht immer, den Gesamtmarkt zu schlagen. Das ist ein Fakt. Die Medaille hat jedoch immer zwei Seiten. Wo es Gewinner gibt, gibt es eben auch Verlierer. Für Anleger heißt das, genau zu schauen, welche Fonds dauerhaft auf der Gewinnerseite stehen. Erfolgreiches Investieren ist kein Selbstläufer, egal ob Sie passiv oder aktiv tätig sind. Einige Argumente dafür haben wir in diesem Artikel geliefert, andere wird erst die Zeit aufzeigen. Entscheidend ist letztendlich, dass aktiv gemanagte Fonds in jedem Fall eine Daseinsberechtigung haben. Insbesondere in Spezialbereichen können sie nicht durch passive Ansätze ersetzt werden.

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