Equity Income

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Aktien und Anleihen sind die am häufigsten genutzten Instrumente, um Geld anzulegen und zu vermehren (Tagesgelder, Sparbücher etc. einmal außen vor gelassen, da die wir diese nicht wirklich als Möglichkeiten zur Renditeerzielung werten können). Beide Anlageklassen haben ihre Vor- und Nachteile und wirken zu unterschiedlichen Konjunktur- und Börsenphasen verschieden. Nicht umsonst empfiehlt die klassische Anlagetheorie, beide Anlageklassen in einem ausgewogenen Depot zu kombinieren.

Anleihen als Geldanlage

Anleihen haben in der Regel den Vorteil, dass sie in regelmäßigen Abständen einen Kupon auszahlen. Das bedeutet, dass der Anleger immer wieder eine Zahlung erhält, die er nach seinem Belieben verwenden kann, etwa um sie in neue Finanzinstrumente anlegen oder zur Finanzierung des Lebensunterhaltes zu nutzen. Dafür spielt die Kursentwicklung bei Anleihen eine untergeordnete Rolle. Dies gilt zumindest für hochwertige Anleihen mit einem niedrigen Ausfallrisiko, etwa Staatsanleihen guter Bonität. Hier werden selten große Kursschwankungen zu finden sein, wodurch der Anleger auch keinen bzw. nur einen geringen Profit herausschlagen kann. Anders ist dies bei sogenannten Junk-Bonds, Anleihen minderer Bonität, wo mitunter sogar sehr starke Kursschwankungen auftreten können. Diese kommen wegen des hohen Ausfallrisikos für eine solide Einkommensstrategie jedoch nicht in Frage.

Der maßgebliche Faktor bei Anleihen ist also der regelmäßige Kupon, der dem Anleger eine Art Einkommen beschert. Deshalb wird bei Anleihen auch von einem Fixed Income (festgesetztes Einkommen) gesprochen. Ist also der Anlagebetrag entsprechend hoch, lässt sich über sichere Anleihen ein Einkommen generieren, dass z.B. zur Finanzierung des Lebensunterhaltes hergenommen werden kann. Wer also 2,5 Mio. €? in sichere Anleihen investiert, die beispielsweise 2% Rendite pro Jahr abwerfen, kann sich über ein jährliches Einkommen von zusätzlich 50.000 ?€freuen. Nach Steuern entspricht dies einem monatlichen Wert von ungefähr 3.000 €? netto. Das ist ein ordentlicher Betrag, der ein gutes Auskommen ermöglichen sollte.

Nur haben wir in der Betrachtung allerdings eine Komponente vergessen: Die Inflation. Wenn die jährliche Teuerungsrate bei 2% liegt, was dem angestrebten Ziel der Europäischen Zentralbank entspricht, dann sind die 2% Rendite aus unseren Staatsanleihen real nichts wert. Das merken Sie natürlich nicht sofort. Wenn wir jedoch einmal annehmen, dass Sie über diese Anlage Ihre zukünftige Rente finanzieren möchten, dann werden Sie später merken, dass Sie für die 3.000€ monatlich weniger bekommen werden, als dies heute der Fall ist. Sollten wir dann noch ein paar Jahre mit erhöhter Teuerungsrate erleben, könnte es sogar sein, dass selbst die 3.000€?, die heute viel Geld sind, in 20 oder 30 Jahren nicht einmal zur Deckung des Lebensunterhalts ausreichen werden.

Aktien als Geldanlage

Aktien sind primär nicht zur Generierung eines stetigen Einkommens ausgelegt. Vielmehr ist das Ziel eines Aktieninvestors, Kursgewinne zu erzielen. Es ist wohl jedem bewusst, dass diese auch sehr hoch sein und ein Vermögen damit schnell vermehren können. Aber auf diese Möglichkeiten möchte ich nicht hinaus. Vielmehr ist wichtig zu verstehen, dass Aktien auf einen langen Zeitraum gesehen durchschnittlich höhere Wertsteigerungen generieren als Anleihen. In den letzten 20 Jahren erzielte der DAX im Durchschnitt eine Rendite von 8 % pro Jahr. Selbst wenn wir hiervon eine Inflationsrate von z.B. 2 % abziehen, so sehen Sie, dass noch immer eine stolze Rendite von jährlich 6 % bleibt. Wenngleich dies vielleicht nicht nach allzu viel klingt, sollte man nicht den Effekt des Zinseszinses vernachlässigen. Werden 100.000€? über 20 Jahre zu real 6 % angelegt, so ergibt sich ein Endwert von über 300.000€?, also eine Verdreifachung der angelegten Summe.

Allerdings sind diese Kursgewinne im Schnitt zu betrachten und werden nicht, wie bei Anleihen, zu festen Zeitpunkten und regelmäßig generiert. Vielmehr können Renditen jahrelang sinken und danach über viele Jahre wiederum sehr hohe, überdurchschnittliche Gewinne abwerfen. Dies ist nicht kalkulierbar.

Um beide Vorteile, sichere Zahlungen bei Anleihen und hohe Kursgewinne bei Aktien, zu vereinen, wird in der klassischen Anlagetheorie meist die Kombination von Aktien und Anleihen in einem Depot empfohlen. Dies soll das Beste aus beiden Welten miteinander vereinen. Aus unserer Sicht ist diese Kombination jedoch nicht zielführend. Das Problem dabei ist vor allem die Höhe der Gewichtung der jeweiligen Anlageklasse. Wie viele Anleihen soll ich kaufen, wie viele Aktien? Es gibt zur Bestimmung dieser Werte unzählige Ansätze, die allerdings den Rahmen an dieser Stelle sprengen würden. Ich möchte zudem auf einen anderen Punkt hinaus.

Dividendenaktien als Geldanlage

Um Kursgewinne und ein stetiges Einkommen zu generieren, halten wir es für attraktiver, in Aktien zu investieren, die eine Dividende ausschütten. Dies wird auch Equity Income (Aktieneinkommen) genannt. Auf diese Weise erhält der Investor, wie bei Anleihen, ein regelmäßiges Einkommen, ohne dabei auf die mittel- und langfristigen Kursgewinne der Aktien verzichten zu müssen. Zudem erübrigt sich die schwierige Frage nach der Verteilung des Anlagevermögens in Aktien und Anleihen.

Dabei ist jedoch einiges zu beachten, denn natürlich ist die Zahlung einer Dividende für Unternehmen nicht verpflichtend. Daher sollte man dringlich darauf achten, welche Aktien bei einer solchen Equity Income-Strategie eingesetzt werden.

Insbesondere ist die Regelmäßigkeit der Dividendenzahlungen wichtig. Sollte ein Unternehmen in einem Jahr keine Dividende ausschütten, so sinkt natürlich Ihr daraus generiertes Einkommen. Daher muss unbedingt darauf geachtet werden, dass das Unternehmen in den vergangenen Jahren eine anständige Ausschüttung vorgenommen hat und eine entsprechend aktionärsfreundliche Dividendenpolitik verfolgt. Natürlich ist noch viel wichtiger, dass das Unternehmen auch in den kommenden Jahren Dividendenzahlungen vornimmt. Sie können sich hier nicht lediglich auf die Vergangenheit verlassen. Um dies adäquat einschätzen zu können, muss eine gründliche Unternehmensanalyse angestellt werden. Das Unternehmen muss bilanziell und operativ stark aufgestellt sein, um sich auch in Zukunft Dividendenzahlungen erlauben und leisten zu können.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Höhe der Dividende. Je höher diese ist, desto höher ist das regelmäßige Einkommen, das daraus generiert werden kann. Die durchschnittliche Dividendenrendite aller 30 DAX-Konzerne in diesem Jahr lag beispielsweise bei fast 3,5% brutto. Das ist nicht schlecht und schon einmal deutlich attraktiver als die Rendite von Staatsanleihen oder anderen Anleihen exzellenter Bonität. Während bei den Staatsanleihen im vorherigen Beispiel 2,5 Mio. € benötigt wurden, reichen hier lediglich 1,3 Mio. €, um monatlich 3.000€? netto zu erhalten.

Es gibt in Deutschland aber darüber hinaus eine ganze Reihe von Unternehmen, die eine Dividendenausschüttung vornehmen, die deutlich oberhalb der 3,5% liegt. Diese Unternehmen sind vor allem im Bereich des deutschen Mittelstandes zu finden und zeigen bereits seit vielen Jahren eine starke operative Entwicklung und eine hohe Ausschüttungstreue gegenüber ihren Aktionären. Die 3,5% Dividendenrendite der DAX-Unternehmen ist damit noch einmal klar zu übertreffen.

Nehmen wir an, dass die erzielbare Bruttorendite jährlich bei 5% liegt, was in unseren Augen nicht nur realistisch erzielbar, sondern sogar zu übertreffen ist. Nehmen wir nochmals das eingangs herangezogene Beispiel der 2,5 Mio. €? Geldanlage in Anleihen, die bei 2% Kupon ein solides Auskommen erzielt hat. Bei einer Rendite von 5% läge das monatliche Einkommen bei rund 7.300 €?. Das bedeutet auch, dass man nur 0,94 Mio. €? benötigen würde, um den gleichen Einkommensbetrag wie bei den Anleihen, also 3.000€?, zu erhalten. Hinzu kommen außerdem noch die Kursgewinne, die sich über die Jahre kumulieren und das Vermögen zusätzlich steigern.

Das Paradoxe dabei ist, dass man ein höheres Risiko eingehen muss, um bei Anleihen einen höheren Kupon zu erhalten. Wenn man aus einer Anleihe einen Zins von bspw. 5% erhalten möchte, muss man hierfür meist Scheine niedriger Bonität kaufen, sogenannte Junk-Bonds (=Schrottanleihen), bei denen das Ausfallrisiko hoch ist. Dabei gefährden Sie also Ihr eingesetztes Kapital.

Aktienunternehmen, die über Jahre hinweg regelmäßig Dividenden gezahlt haben und dies noch immer tun, sind hingegen meistens grundsolide. Der Hintergrund ist der, dass Dividenden nur dann gezahlt werden können, wenn entsprechende Gewinne auch erwirtschaftet werden. Wenn ein Unternehmen wiederum über viele Jahre hinweg stets Gewinne erwirtschaftet hat, dann ist auch die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich um ein gut positioniertes Unternehmen handelt, mit guten Produkten und einem guten Management. Demnach muss man als Anleger eigentlich nur verfolgen, ob sich daran grundsätzlich etwas ändert. Kuponzahlungen bei Anleihen müssen in der Regel getätigt werden und sind grundsätzlich unabhängig von der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens zu betrachten.

Hinzu kommt auch, dass gute Unternehmen, die stabile und steigende Gewinne erwirtschaften, damit auch Kurssteigerungen generieren. Anders herum gesagt ist die Chance darauf, dass eine Aktie mit hohen Dividendenzahlungen auch eine überdurchschnittliche Aktienkursentwicklung aufweist, hoch. Die Gewinne treiben nämlich die Börsenkurse nach oben.

Fazit

Klassische Finanzratgeber empfehlen, eine Geldanlage aus einem Mix aus Anleihen und Aktien aufzubauen. Allerdings gestaltet sich dies oftmals schwierig, weil Anleihen, zumindest wenn Sie eine hohe Bonität aufweisen, oft niedrige Renditen abwerfen. Zudem stellt sich die Frage nach einer angemessenen Verteilung des Vermögens auf beide Anlageklassen.

Aktien sind aus Renditegesichtspunkten überlegen und eignen sich hervorragend für die Erstellung von Einkommensstrategien, insofern sie eine regelmäßige Dividende abwerfen. Solche Equity Income-Strategien haben den Vorteil, dass sie nicht nur Dividendenerträge generieren, sondern auch Kursgewinne. Dividendenaktien sind diesbezüglich in vielen Fällen stabiler, weil die betreffenden Unternehmen operativ stark aufgestellt sind. Dies senkt das Risiko von Totalausfällen, wenngleich sicherlich nicht unterhalb des Risikos guter Staatsanleihen. Im Endeffekt bringt jedoch eine gut umgesetzte Dividendenstrategie in unseren Augen mittel- und langfristig klar bessere Resultate als ein Anleihedepot oder ein Mix aus Anleihen und Aktien.

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