Umgekehrt denken beim Investieren
Wenn es um erfolgreiches Investieren in Aktien geht, ist es häufig viel entscheidender die Unternehmen und deren Geschäftsmodelle gut zu verstehen, als komplizierte Berechnungen anzustellen
oder Bewertungsmodelle zu bauen. Die besten Investoren der Welt verwenden daher viel mehr Zeit
damit, darüber nachzudenken wie Geschäftsmodelle, Branchen oder Industrien funktionieren, als Zahlen hin und her zu schieben.
Einer der klügsten Köpfe unserer Zeit ist dabei sicher Charlie Munger, der kongeniale Partner von Investorenlegende Warren Buffett. Während man den
Weisheiten von Buffett und Munger grundsätzlich
Beachtung schenken sollte, wollen wir uns an dieser
Stelle einmal folgender Aussage von Munger widmen:
„Invert, always invert“, was so viel bedeutet wie:
Betrachte ein Problem oder eine Fragestellung immer auch von der umgekehrten Seite aus bzw. aus
einem anderen Blickwinkel.
Die meisten Anleger verbringen vor allem viel Zeit
damit, zu überlegen, was denn passieren muss, damit sich ein Unternehmen gut entwickelt. So denken
viele z.B. darüber nach wie viel ein Unternehmen
eines bestimmten Produktes am Markt verkaufen
kann und wie viel Umsatz daraus resultieren würde.
Daraus werden Wachstumsraten abgeleitet, Gewinnentwicklungen etc.
Was die meisten dabei vergessen, ist, dass man
leicht dazu neigt einmal manifestierte Gedanken im
Kopf zu überschätzen. Hat man sich z.B. ein bestimmtes Szenario einmal überlegt, wird man sich
schwer tun von diesem Szenario wieder abzurücken.
Wir werden blind für Gegenargumente. Man misst
den eigenen Überlegungen also zu viel Gewicht bei.
Grundsätzlich ist es zudem so, dass jedes Szenario
denkbar ist, wenngleich auch nicht gleich wahrscheinlich. Auch das ist eine Tendenz, die unser
menschliches Gehirn hat: Niedrige Wahrscheinlichkeiten außer Acht lassen. Wer hat schon daran gedacht, dass uns eine globale Pandemie ereilen
könnte und das in seinen Überlegungen berücksichtigt?
Der Ansatz, Dinge von einer anderen Perspektive
aus zu betrachten, ist daher ein guter Trick, um unsere „vorkonfigurierten“ Denkmuster zu überlisten.
Schließlich ist uns auch bewusst, dass es die erste
Pflicht beim Investieren ist, keine Verluste zu
machen. Um (dauerhafte) Verluste zu vermeiden,
muss man zunächst einmal Fehler vermeiden.
Das
tut man nicht, indem man nur über Chancen nachdenkt, sondern vor allem darüber, was potenziell
schiefgehen kann.
Nach dem Vorschlag von Munger sollte man also
nicht nur die Frage stellen: „Welche Aktie wird steigen und verspricht mir mit hoher Sicherheit einen
Gewinn?“, sondern auch: „Welche Aktien müsste
ich kaufen, um mit einer hohen Wahrscheinlichkeit
Geld zu verlieren?“
Das Prozedere lässt sich überall und auf jede Fragestellung anwenden. Im Folgenden wollen wir das
Prinzip einmal auf die grundlegenden Kriterien zur
Aktienauswahl für die Alpha Star-Fonds anwenden.
Wir stellen also die Frage:
Welche Aktien von Unternehmen müsste
ich kaufen, um sicher Geld zu verlieren?
Unternehmen…
- …ohne Wettbewerbsvorteil oder sonstige
klare Alleinstellungsmerkmale.
Der freie Wettbewerb führt dazu, dass ein Produkt
dann nachgeahmt werden wird, wenn es überdurchschnittlich gut bei Kunden ankommt. Das führt in
der Regel dazu, dass erzielbare Profite über Zeit
gedrückt werden. Der Erfolg ist damit nicht von
Dauer. Dieser Prozess kann nur dann verlangsamt
oder verhindert werden, wenn bestimmte Wettbewerbsvorteile oder Alleinstellungsmerkmale vorhanden sind, die nicht ohne weiteres von anderen
kopierbar oder nachahmbar sind.
Wenn man also mit hoher Sicherheit Geld verlieren
möchte, investiert man in Unternehmen, die wenig in
die Entwicklung von Produkten und Know-how investieren und wenig dafür tun ihre Produkte gegenüber
dem Wettbewerb abzugrenzen. Auch Unternehmen
ohne Innovationen in ihrem Produktportfolio werden
mit Sicherheit schnell gegenüber der Konkurrenz
abfallen.
- …, die auf einem Markt aktiv
sind, der nicht wächst.
Unabhängig davon, wie gut ein Unternehmen wirtschaftet oder wie gut seine Produkte sind, wird sich
das Potenzial nicht entfalten können, wenn der
Markt, auf dem das Unternehmen aktiv ist, nicht
wächst.
In einem wachsenden Markt ist der Wettbewerbsdruck niedriger und es lassen sich neue Kundengruppen erschließen. Wächst der Markt nicht,
geht es nur darum, Marktanteile von Wettbewerbern
zu erobern. Das ist meist ein hartes Geschäft und
mit vielen Fragezeichen belegt. Möchte man Geld
verlieren, investiert man daher in Unternehmen einer
wachstumsschwachen oder gar schrumpfenden
Branche.
- …mit Produkten, die nicht
mehr gebraucht werden.
Unternehmen, deren Produkte in Zukunft nicht mehr
benötigt werden oder überholt sind, sind hervorragend dafür geeignet, um Verluste zu produzieren.
Möchte man Verluste machen, sollte man sich auf
keinen Fall darüber Gedanken machen, wie sich
Konsumverhalten, Produktionsprozesse, Lieferketten oder technologische Entwicklungen verändern.
Denn, dann ist es wahrscheinlich, dass ich auf ein
Unternehmen setze, dessen Produkte in einigen
Jahren nicht mehr benötigt werden. Das wird dazu
führen, dass Umsatz und Gewinn meines Unternehmens sinken.
- …, die hoch verschuldet sind.
Früher oder später kommt es zu einer Rezession.
Das gehört zum Wirtschaftskreislauf dazu. Zudem
werden die meisten Unternehmen im Zuge dessen
irgendwann einmal einen Umsatz- und Gewinnrückgang erfahren. Es kann auch sein, dass diese „Durststrecke“ etwas länger andauert als man glaubt.
Eine
der sichersten Methoden, um Geld zu verlieren, ist,
in einer solchen Phase auf Unternehmen zu setzen,
die hoch verschuldet sind. Wenn die Gewinne bröckeln und die Kreditgeber nervös werden, steigt die
Wahrscheinlichkeit für schwere Probleme und sogar
eine Insolvenz rapide an. Während unverschuldete
Unternehmen Konjunkturdellen viel leichter durchstehen können, wird mit hohen Schulden das Risiko
massiv erhöht.
- …, die in zyklischen Branchen aktiv sind und
in schwachen Konjunkturphasen verlieren.
Wie gesagt, mit Rezessionen ist zu rechnen. Zudem
gibt es Geschäftsmodelle, die vom Konjunkturverlauf abhängig sind – sog. zyklische Unternehmen.
Auch das ist normal. Aber es gibt zyklische Unternehmen, die derart flexibel aufgestellt sind, dass sie
in schweren Konjunkturphasen dennoch keine Verluste erzielen. Diese Unternehmen schaffen es, die
Kosten schnell an sich verändernde Nachfrageschwankungen anzupassen. Andere Unternehmen
erleiden schwere Verluste, sobald die Umsätze wegbrechen, weil sie die Kosten nicht flexibel anpassen
können. Nach letzteren sollten Sie suchen, wenn Sie
hohe Verluste mit einer Aktie erzielen möchten.
Fazit
Der Ansatz der invertierten Betrachtung klingt simpel. Tatsächlich ist auch die Anwendung dieses Ansatzes nicht schwer. Aber das aktive Praktizieren
des Invertierens kann erstaunliche Erkenntnisse
liefern. In seiner Einfachheit liegt die Stärke. Alles
was es braucht, sind ein wenig Zeit und die Bereitschaft darüber nachzudenken, wie die Situation aus
einem anderen Blickwinkel betrachtet aussieht. Das
Resultat ist häufig erhellend und unterstützt dabei
gängige Denkfehler zu vermeiden. Schon sehr wenige Aspekte, wie die obigen Beispiele, führen mit
diesem Prozedere dazu, dass eine Vielzahl von risikobehafteten Unternehmen ausgesiebt werden. Das
wiederum hat den Effekt, dass die Chance auf gute
Renditen deutlich erhöht wird.
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Autor des Beitrags "Umgekehrt denken beim Investieren":
Alpha Star Management GmbH

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