Die Größenillusion – Sind große Unternehmen sicherer als Kleine?

Wer sich Gedanken über Geldanlagen macht und sich mit dem Investieren auseinandersetzt, wird zweifelsohne herausfinden, dass er um Aktien nicht herumkommt. Diese sind hinsichtlich der erzielbaren Rendite zweifelsohne die beste Möglichkeit, langfristig Kapital anzulegen. Dabei mag es Diskussionen darüber geben, wie hoch die Gewichtung von Aktien im Verhältnis zu anderen Vermögenswerten sein sollte. Nicht diskutiert werden muss jedenfalls der Fakt, dass Aktien in direkter Form oder indirekter Form, etwa über Fonds, in jedes Depot gehören!

Immer nur die Großen im Blick

Wenn man nun also über Aktien nachdenkt, stößt man unweigerlich zunächst auf die großen 30 Unternehmen aus dem DAX. Klar, die Medien sind voll von Berichterstattungen aus den Weltkonzernen. VW, Lufthansa, E.ON, RWE sind alles prominente Beispiele der vergangenen Wochen.

Bei Unterhaltungen mit verschiedenen Anlegern und auch Anlegertypen kommt immer wieder ein Argument zum Tragen: „Wenn ich in Aktien investiere, dann nur in große Unternehmen. Die kleinen sind ja viel zu riskant.“ Wir hören dieses Argument wirklich an jeder Ecke und immer wieder.

Schön und gut. In den DAX zu investieren ist sicherlich besser, als gar nicht zu investieren. Immerhin lässt dies sich über ETFs oder andere Produkte recht günstig verwirklichen und man profitiert dabei von der Rendite des DAX, die über die vergangenen 50 Jahre gesehen nicht schlecht war. Die Frage ist nur: Ist die Rendite, die man damit erzielt, langfristig die lohnendste Lösung oder kann man das Optimum eher anderswo finden?

Diese Überlegung hat einen ganz einfachen Hintergrund. Aktieninvestments weisen zwar langfristig eine gute Rendite auf, aber auf der anderen Seite auch ein höheres Risiko als z.B. Staatsanleihen bester Bonität. Folgendes möchte ich damit verdeutlichen. Gehe ich dieses gewisse Risiko ein, so möchte ich auch, dass mein Einsatz angemessen verzinst wird: die Rendite zählt.. Deshalb ist es überhaupt nicht egal, in welche Aktien man investiert. Vielmehr sollte das eigene Aktienportfolio die eigene Rendite maximieren.

Der DAX ist riskant

Die meisten Menschen versuchen also, ihre Aktieninvestments über den DAX oder DAX-Titel abzudecken. Die Größe dieser Unternehmen suggeriert offenbar Sicherheit. Diese Vorstellung ist in meinen Augen mehr als gefährlich. Ich bin davon überzeugt, dass es sich genau andersherum verhält; kleine Unternehmen sind bei richtiger Handhabung weniger riskant als Große.

Anfangen kann man die Betrachtung einmal mit denjenigen Unternehmen, welche den Anlegern richtig Kopfzerbrechen bereitet haben. Zuerst schießt einem dabei aus der jüngeren Vergangenheit KarstadtQuelle in den Kopf, das noch vor wenigen Jahren im DAX notiert war und vor nicht allzu langer Zeit als Arcandor dann in die Insolvenz ging. Totalverlust mit einem ehemaligen DAX-Titel also. Zugegeben kommen solch bedrohliche Situationen nicht allzu häufig vor, aber auch eine Commerzbank hätte 2009 ohne Staatshilfen ihre Pforten wahrscheinlich schließen müssen. Der Kursverlust ist, auch wenn das Unternehmen überlebt hat, immens. Wenngleich nicht pleite, hat auch die Deutsche Telekom enorme Verluste für Anleger produziert. Im Jahr 2000 notierte die Aktie bei über 100 €. Heute ist die Aktie mit 17 € nur noch ein Bruchteil dessen wert.

Auch in der zweiten Reihe, dem MDAX, der noch immer sehr große Unternehmen beinhaltet, kommen Pleiten häufiger vor als man denkt. Erinnern Sie sich an Praktiker? Noch vor kurzem zählte das Unternehmen zu den 80 größten börsennotierten Aktiengesellschaften in Deutschland. Und auch die Heidelberger Druckmaschinen AG wäre ohne Staatshilfen heute wahrscheinlich nicht mehr am Leben. Auch wenn das Unternehmen die Kurve bekommen hat, ist es von den klar zweistelligen Kursniveaus von vor der Krise meilenweit entfernt.

Aktuelle Risiken sind enorm

Aber schauen wir uns einmal die aktuelle Lage im DAX an. Mit 7 derzeitigen DAX-Unternehmen war in den vergangenen 5 Jahren kein Geld zu verdienen; tatsächlich wurden sogar negative Renditen erzielt. Das sind fast ein Viertel der DAX-Unternehmen. Die Kandidaten mit negativen Renditen sind dabei die Energieversorger RWE und E.ON, die Banken Commerzbank und Deutsche Bank sowie K+S, ThyssenKrupp und Lufthansa. Alle Unternehmen waren in den vergangenen Jahren mit verschiedenen operativen Probleme konfrontiert.

Schaut man auf der Renditerangliste noch ein bisschen weiter, kann man auch noch VW und Siemens hinzuzählen, die in den vergangenen 5 Jahren nicht einmal 10% Rendite auf den Kurszettel gebracht haben. Bei beiden Unternehmen dürfte klar sein, was die Hintergründe sind. Insgesamt haben in den vergangenen 5 Jahren also 30% aller DAX-Unternehmen eine sehr unbefriedigende Rendite hingelegt. Das ergibt insgesamt ein doch erhebliches Klumpenrisiko, dass man nicht unbedingt im Depot haben muss. Vielmehr eröffnet der deutsche Aktienmarkt eine ganze Reihe von Alternativen, die sich hinsichtlich des Rendite-Risiko-Zusammenhangs deutlich attraktiver darstellen. (Hinweis: Der Artikel wurde im Oktober 2015 verfasst.)

Warum sind kleine Unternehmen besser?

Große Unternehmen bieten ganz sicher nicht mehr Sicherheit als kleine Unternehmen und lassen auch keine besseren Renditen erwarten. Wer also in Aktien investieren möchte, sollte seinen Fokus ausweiten und vielmehr in kleine Unternehmen investieren. Die kleinen Unternehmen haben eine Vielzahl von Vorteilen, die Sie als Anleger für sich nutzbar machen und somit Ihre Rendite mit Aktien erhöhen können.

Zunächst einmal ist die Auswahl viel größer. Die 30 Unternehmen im DAX und 50 Unternehmen im MDAX machen gerade einmal 10% aller in Deutschland notierten Unternehmen aus. Damit ist die Wahrscheinlichkeit, auf gute Unternehmen zu stoßen, außerhalb der beiden großen Indizes klar höher.

Aber es ist nicht nur die höhere Wahrscheinlichkeit auf gute Unternehmen zu stoßen, wenn man sich das gesamte verfügbare Universum als Grundlage heranzieht. Kleine Unternehmen haben eine ganze Reihe weiterer Vorteile. So sind viele dieser kleinen Unternehmen stark spezialisiert und in Nischen aktiv, was es ihnen erlaubt, ein überproportionales Wachstum aufzuweisen. Hohe Wachstumsraten beim Umsatz wirken sich meist auch positiv auf die Ergebnisse aus, was wiederum für steigende Aktienkurse spricht.

Mit 233% Rendite war Continental die wachstumsstärkste DAX-Aktie der letzten 5 Jahre. Eine solche Rendite haben im gleichen Zeitraum allerdings zig Aktien erreicht; zahlreiche Unternehmen haben sogar eine höhere Rendite verzeichnen können.

Eine der wesentlichen Gründe für den Erfolg der kleinen Aktien ist eben genau die überschaubare Größe. Nicht nur weil die Unternehmen hoch spezialisiert sind, sondern vor allem, weil die kleine Einheit eine schnelle Reaktion auf sich verändernde Marktbedingungen ermöglicht. Dies macht die Unternehmen schneller und flexibler, was sich schließlich langfristig positiv auf die Gewinne auswirkt.

7 Schatten-Methode zeigt Vorteile der Kleinen

Natürlich bringt die große Auswahl an kleinen Unternehmen auch Schwierigkeiten mit sich. Man hat die Qual der Wahl. Die größere Anzahl der Unternehmen hat nicht automatisch den Effekt, dass die Unternehmen auch qualitativ stärker sind als große Unternehmen. Ähnlich wie bei den großen Unternehmen ist nur ein Bruchteil aller Titel letztendlich auch so stark einzuschätzen, dass sie über einen langen Zeitraum hinweg starke Renditen versprechen. Daher ist es unbedingt notwendig, sich ein fundiertes Know-how über die Unternehmenslandschaft und über die Unternehmen selbst anzueignen.

Um dieser Herausforderung zu begegnen, wurde die 7 Schatten-Methode entwickelt. Angewendet werden kann die Methode von jedem, der die notwendige Zeit und Bereitschaft mitbringt. Mittels der 7-Schatten-Methode werden kritische Bereiche beleuchtet, die man im Allgemeinen kaum im Blick hat. Noch wichtiger dabei ist, dass man diese Bereiche bei großen Unternehmen überhaupt nicht im Blick haben kann! Ein weiterer Grund, warum kleine Unternehmen die Klasse der Wahl sind.

Ein wesentlicher Faktor bei der 7 Schatten-Methode ist der enge Kontakt zum Unternehmen. Als Aktionär sind Sie Miteigentümer des Unternehmens. Daher sollten Sie auch sehr gut wissen, was Ihnen gehört. Dabei ist es ganz offensichtlich, sich über das Unternehmen so genau es geht zu informieren. Das beginnt natürlich bei den Produkten. Man sollte möglichst genau herausfinden, wozu die produzierten und angebotenen Produkte verwendet werden. Im Zuge dessen sollte man herausfinden, wie die Produkte an den Kunden gelangen. Wo werden diese verkauft? Wie werden Kunden gewonnen? Wie wird das Marketing gemacht? Apropos Kunden; ein ebenfalls sehr erprobtes Mittel kann sein, die Kunden eines Unternehmens zu befragen. Wenn die Kunden zufrieden mit den gekauften Produkten sind, dann dürfte das für den Hersteller sprechen. Das Internet ist dabei heutzutage ein hervorragendes Medium, um an entsprechende Informationen zu gelangen.

Kontakt zum Unternehmen bedeutet auch, dass man die Möglichkeit des persönlichen Kontakts nutzen sollte. Die meisten Unternehmen haben Investor Relations-Abteilungen, welche die Aufgabe haben, Fragen von Aktionären zu beantworten. Zudem präsentieren Unternehmen auf Investorenkonferenzen oder veranstalten eigene Investorenveranstaltungen, bei denen man auch mit dem Vorstand persönlich in Kontakt treten kann. Das gleiche gilt für Hauptversammlungen. Der direkte Kontakt zum Unternehmen offenbart wichtige Informationen über die Geschäftsberichte hinaus. Im persönlichen Gespräch lassen sich Stimmungen und Ansichten noch immer am besten herauslesen. Auch eine Unternehmensbesichtigung ist ein wichtiges Mittel, um einen Eindruck vom Zustand des Unternehmens, der Arbeitsabläufe etc. zu bekommen. Die meisten Unternehmen sind gerne bereit, Aktionären einen Einblick in die Firmengebäude bzw. Produktionsstätten zu gewähren.

Wenn Sie wirklich erfolgreich in Aktien investieren möchten, sollten Sie mit so vielen Menschen wie möglich sprechen, die Ihnen wertvolle Informationen liefern können. Dabei sind nicht nur die Unternehmen selber und dessen Mitarbeiter Ansprechpartner, sondern auch Kunden oder Konkurrenten. Nicht zuletzt sollten Sie sich mit anderen Aktionären unterhalten. Gleichgesinnte können Sie z.B. auf Hauptversammlungen oder im Internet treffen. Viele Augen sehen einfach mehr als zwei Augen. Auch andere Gedankenspiele können den eigenen Horizont erweitern und vielleicht Hinweise in neue Richtungen geben.

Die 7 Schatten-Methode beschreibt sicherlich eine Reihe von Punkten, die für sich genommen im Rahmen einer Unternehmensanalyse selbstverständlich erscheinen. In Kombination ergibt sich jedoch bei vollständiger Bearbeitung der 7 Schatten-Methode eine schlagkräftige Informationsdichte, welche einen maßgeblichen Informationsvorsprung ermöglicht. Trotz der Fülle an Unternehmen in Deutschland sollten damit die besten Werte herausgefiltert werden können.

Fazit

Egal ob Sie Direktinvestments in Aktien tätigen oder Ihre Aktienquote über Fonds abdecken: Kleine Unternehmen sollten auf jeden Fall ein bestimmender Faktor in Ihrem Depot sein. Das Klumpenrisiko im DAX ist einfach zu hoch und die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Risiken im DAX nicht unerheblich sind. Kleine Unternehmen sind spezialisierter, dynamischer und transparenter. Diese Eigenschaften lassen eine tief gehende Analyse zu, die am Ende ein umfassendes Bild ergeben. Mit der Anwendung der 7 Schatten-Methode können Sie einen Werkzeugkasten verwenden, der Ihnen das Zeichnen des Bildes in aller Klarheit ermöglicht. Mit dem finalen Bild lassen sich Chancen und Risiken gut gegeneinander abwägen, was auf lange Sicht gesehen bessere Renditen ermöglicht.

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