Transaktionskosten

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„Hin und Her macht Taschen leer“, besagt eine Börsenweisheit und will damit sagen, dass Transaktionsgebühren eine nicht zu vernachlässigende Position sind, die durchaus einen großen Teil der Rendite „auffressen“ können, wenn man exzessiven Handel betreibt.

Aber diese direkten Kosten, die beim Börsenhandel anfallen, sind bei weitem nicht die wichtigste Position. Viel entscheidender sind in vielen Fällen die indirekten Kosten, denen im Gegensatz zu den direkten Kosten nur eine untergeordnete Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die entstehenden Kosten bei Börsengeschäften muss man sich wie einen Eisberg vorstellen. Rund ein Drittel ist lediglich sichtbar, der Rest der Kosten „schwimmt“ unterhalb der Wasseroberfläche und ist nicht direkt sichtbar.

Jedoch lassen sich auch die indirekten Kosten nachvollziehen und messen, wenn man diese in die einzelnen Komponenten aufschlüsselt. Daraus lassen sich auch sehr interessante strategische Ableitungen für den eigenen Börsenhandel ableiten.

  1. Direkte Transaktionskosten
    Werfen wir zunächst einen genaueren Blick auf die expliziten, direkten Börsenkosten. Bei jeder Transaktion berechnet Ihnen Ihre Bank einen Provisionssatz. Bei den beiden großen Onlinebrokern comdirect und CortalConsors beträgt dieser 0,25 % vom Ordervolumen, Sonderaktionen, Individualvereinbarungen und Grundbeträge ausgenommen. Hinzu kommen Börsenplatzgebühren, abhängig davon über welchem Börsenplatz Sie die Transaktion aufführen. Diese liegt entweder bei einem Fixbetrag von etwa 0,95-1,50 € oder einem prozentualen Betrag von z.B. 0,0015 % bei einer Order bei comdirect über die elektronische Börse XETRA.

    Bei einer Order über 20.000 € würden bspw. Provisionen in Höhe von 50,00 € (0,25 %) zuzüglich Börsenplatzgebühren von 1,50 € anfallen. Dies entspricht einem Kostensatz von rund 0,26 % auf die Transaktion. Rechnet man den Verkauf der Position noch wieder hinzu, resultiert eine Gesamtkostenbelastung in Höhe von 0,52 %.
  2. Indirekte Transaktionskosten
    Die direkten Transaktionskosten sind jedoch meist nicht besonders schmerzlich, insbesondere weil der Internethandel eine deutliche Kostendegression verursacht hat. Aber wie gesagt, darf man die indirekten Kosten nicht vernachlässigen. Für indirekte Kosten bekommen Sie von Ihrer Bank keinen Beleg; dennoch sind sie vorhanden.

    Gemessen werden die indirekten Transaktionskosten anhand eines Vergleichs der tatsächlich erreichten Rendite und der Rendite, die bei einem hypothetischen Portfolio (paper portfolio) bzw. Musterdepot erzielt worden wäre. Das Resultat ist ein in Euro ausdrückbares Umsetzungsdefizit. Das Umsetzungsdefizit wird berechnet, indem man neben den expliziten Transaktionskosten (siehe oben) die drei weiteren Komponenten realisierter Gewinn/Verlust, Verzögerungskosten (Slippage) und Opportunitätskosten für verpasste Transaktionen berücksichtigt.

Realisierter Gewinn/Verlust

Der realisierte Gewinn/Verlust reflektiert den Kursunterschied zwischen dem tatsächlichen Ausübungskurs und dem Kurs, zu welchem die Entscheidung zu einem Kauf getroffen wurde, in Relation zu einem Vergleichspreis, der als Basis herangezogen wird. Lassen Sie uns dies anhand eines Beispiels betrachten:

Entscheiden Sie sich beispielsweise zum Kauf von 1.000 Stück einer Aktie, deren Schlusskurs gestern bei 20,00 € lag. Dies ist der Vergleichspreis. In einem Musterdepot würden Sie die Aktie zu diesem Preis aufnehmen, also die 1.000 Aktien zu 20.000 € erwerben. Bei einer Broker-Provision von 0,25 % und Börsenplatzkosten von 1,00 € für die Order würden Sie explizite Transaktionskosten von 51,00 € bzw. 0,255 % berücksichtigen.

Sie platzieren nun aber in Ihrem realen Depot einen Kaufauftrag zu 19,90 € (Limitorder). Nun fällt die Aktie aber nicht auf Ihren Limitpreis, sondern schließt bei einem Kurs von 20,10 € (Entscheidungspreis). Daher erhöhen Sie Ihr Kauflimit und kommen nun zu einem Kurs von 20,15 € (Ausübungspreis) zum Zuge und bekommen 800 Stück der 1000 Aktien, die Sie kaufen wollten. Die restlichen 200 Stück werden überhaupt nicht mehr ausgeführt, weil es zu Ihrem Nachfragepreis kein Angebot gab. Der Kaufauftrag wird daher gestrichen als der Kurs der Aktie bereits bei 20,20 € stand (Streichungskurs).

Der realisierte Verlust aus diesem Geschäft errechnet sich nun wie folgt:

Realisierter Verlust

Realisierter Verlust in Zahlen

Slippage (Verzögerungskosten)

Die Verzögerungskosten (Slippage) reflektieren den Preisunterschied zwischen dem Vergleichspreis an dem Tag an dem die Order nicht ausgeführt wurde und dem tatsächlichen Entscheidungspreis. Der Slippage ist also der Preis der auf einen verspäteten Kauf zurückzuführen ist, etwa weil das Kauflimit zu niedrig angesetzt wurde oder aus sonstigen Gründen die Transaktion nicht durchgeführt wurde. Die Berechnung des Slippage erfolgt wie der realisierte Gewinn/Verlust auch gewichtet nach der ausgeführten Anzahl an Aktien.

Slippage

Slippage Zahlen

Opportunitätskosten für verpasste Transaktionen

Die Opportunitätskosten für verpasste Transaktionen reflektieren im Prinzip den unrealisierten Gewinn oder Verlust der daraus entsteht, dass ein Teil der Transaktion nicht ausgeführt wurde. Als Maßgröße dient dabei der Teil der Transaktion, der nicht ausgeführt wurde.

Opportunitätskosten für verpasste Transaktionen

Opportunitätskosten für verpasste Transaktionen in Zahlen

Der Gesamtbetrag der Transaktionskosten ist nun die Summe aus expliziten Transaktionskosten, den realisierten Gewinn/Verlust, Slippage und den Opportunitätskosten für verpasste Transaktionen. In unserem Beispiel wären dies 0,255 % + 0,20 % + 0,60 % + 0,2 % = 1,255 %. Bei 20.000 € geplantem Gesamtvolumen der Transaktion entspricht dies 251,00 €. Wenn man das Gleiche bei einem Verkauf wieder ansetzt, summieren sich die Kosten dann bereits auf 2,51 % der Transaktionssumme, was eine nicht zu verachtende Größenordnung ist!

Wie Sie sehen, liegen die gesamten Kosten der Transaktion mehr als doppelt so hoch wie die expliziten Transaktionskosten. Genauer gesagt, machen die indirekten Transaktionskosten in unserem Beispiel 80 % der Gesamtkosten aus. Das Beispiel macht sehr gut deutlich, wie wichtig die Berücksichtigung der impliziten Kosten ist.

Die Frage die sich natürlich hierbei stellt, ist, wie man die indirekten Transaktionskosten möglichst niedrig halten kann. Letztendlich kann man diese nur niedrig halten, indem man zum einen schnelle Entscheidungen trifft und zum anderen nicht zu „geizig“ einkauft. Wenn man eine seiner Meinung nach geeignete Aktie gefunden hat, dann sollte man unmittelbar handeln und die Entscheidung nicht auf die lange Bank schieben. Zum anderen sollte man dabei nicht allzu sehr beim Preis knausern, denn die indirekten Kosten sind am Ende höher, wenn eine Transaktion nicht ausgeführt wird und die Aktie steigt.

Natürlich darf man auch nicht außer Acht lassen, dass die indirekten Kosten auch positiv ausfallen, also einen Gewinn produzieren können. Insbesondere dann, wenn die Aktie, die auf der Wunschliste steht, fällt, kann die Verzögerung des Einstiegs oder das komplette Ausbleiben des Kaufs vorteilhaft sein.

Fazit

Neben den beschriebenen Punkten ist auch der Markteinfluss einer Order nicht zu vernachlässigen. Insbesondere bei niedrig kapitalisierten Aktien kann eine einzelne Order schon dafür sorgen, dass andere Marktteilnehmer aufmerksam werden und eine Kauf- oder Verkaufswelle auslösen, die den Preis schnell in die eine oder andere Richtung bringt. Auch das verteuert die eigene Transaktion natürlich, wenn man dadurch aus seiner Position teuer ein- oder niedriger aussteigen kann.

Die expliziten Transaktionskosten sind in Zeiten des Internets und der automatisierten Börsen sehr günstig geworden und fallen kaum noch ins Gewicht. Die indirekten Transaktionskosten sind nicht so offensichtlich, machen aber oft einen Großteil der Kosten aus. Diese zu berücksichtigen ist ein Unterfangen, das sich sehr lohnt, da es einem Aktionär die Kosten im Verhältnis zum Wert seiner Investmentideen und Umsetzungsstrategie aufzeigt.

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