Volatilität: Richtig mit Kursschwankungen umgehen
Die Fledermaus im Tunnel

Kursschwankungen und vermeintlich damit verbundene Risiken sind wichtige Themen bei einer Kapitalanlage. Gerade in nervösen Börsenphasen rücken diese Aspekte bei Anlegern verstärkt in den Vordergrund. Wie mit Kursschwankungen (Fachbegriff: Volatilität) im Rahmen einer langfristigen Value-Strategie umgegangen werden sollte, möchten wir Ihnen gerne anhand folgender Analogie aufzeigen.

Denken Sie einmal an eine Fledermaus, die durch einen dunklen Tunnel fliegt. Während sie durch den Tunnel fliegt, ist sie nicht zu sehen. Sie sehen nur, wo sie in den Tunnel hineinfliegt und wo sie ihn wieder verlässt. Es könnte also sein, dass die Fledermaus den Tunnel in ungefähr der gleichen Höhe verlässt, wie sie hineingeflogen ist oder etwas niedriger bzw. höher.

Anmerkung: Darstellungen angelehnt an UBS Global Asset Management White Paper Series – „Global Investment Solutions – Capital Market Assumptions“, Februar 2005

Was wir nicht wissen, ist, wie der Flugverlauf der Fledermaus innerhalb des Tunnels verlaufen ist. Fledermäuse sind sehr agile Tiere, mit Flugkurven, die schnelle Richtungswechsel beinhalten. Der Verlauf innerhalb des Tunnels könnte also unabhängig von der Eintritts- und Austrittshöhe auch so ausgesehen haben:

Fledermaus: Volatilität

In dieser Analogie stellt der Tunnel die Zeitachse zwischen zwei Bewertungszeiträumen eines Vermögensgegenstandes dar, etwa einer Aktie. Die Flughöhe der Fledermaus stellt hingegen den Preis des Vermögensgegenstands dar, also den Aktienkurs. Sehen wir nur den Eintritts- und Austrittspunkt der Fledermaus, ist es leicht möglich, dass wir die wahre Schwankungsbreite der Flugkurve unterschätzen. Wie im Bild dargestellt, sehen nur, dass die Fledermaus an einem höheren Punkt aus dem Tunnel herausgekommen, als sie hineingeflogen ist. In Wahrheit ist die Flugkurve (der Preis der Aktie) in der Zwischenzeit jedoch recht deutlich schwankend gewesen.

Die dargestellte Analogie offenbart zwei folgenschwere Denkfehler, die an der Börse tagtäglich begangen werden und die möglicherweise zu falschen Entscheidungen führen. Es ist daher ratsam, diese Szenarien einmal zu durchdenken:

Fledermaus: Kursschwankungen

1. Bei Anlagen ohne regelmäßige Wertermittlung werden Preisschwankungen unterschätzt.

Geldanlagen ohne regelmäßige Wertermittlung sind zum Beispiel Beteiligungen an Unternehmen, die nicht börsennotiert sind (Private Equity oder Venture Capital). Ein anderes Beispiel sind Immobilien. Auch hier finden Wertermittlungen in nur sporadischen Zeitabständen statt. Interessant ist die Beobachtung, dass sich einige Anleger nicht davor scheuen Beteiligungen im Private Equity-Bereich einzugehen, obwohl sich die tatsächlichen Wertschwankungen nicht von Unternehmen mit an der Börse handelbaren Aktien unterscheiden. Oftmals ist es sogar so, dass die tatsächlichen Wertschwankungen im außerbörslichen Bereich viel signifikanter sind. Offensichtlich ist es so, dass die fehlende Preistransparenz dazu führt, dass sich Anleger weniger den Kopf über Wertschwankung zerbrechen. Gleiches gilt für Immobilien. Wenngleich die Preisschwankungen bei Immobilien in der Regel etwas langsamer verlaufen als bei Unternehmensbeteiligungen, sind sie dennoch vorhanden. Über einen Zeitraum von 30 bis 50 Jahren, zum Beispiel bei einer Immobilie, die zur Altersvorsorge gekauft wird, sind auch hier merkliche Preisunterschiede möglich. Der Unterschied ist, dass man die Preisschwankung nicht tagtäglich sieht.

2. Anlagen mit täglicher Wertermittlung werden fälschlicherweise als riskanter eingeschätzt

Aktienkurse sind tagtäglich sichtbar und unterliegen naturgemäß auch einer höheren Schwankungsfrequenz als z.B. Immobilien. Das ist deshalb der Fall, weil Aktienkurse über Angebot und Nachfrage von Menschen gemacht werden. Dabei sind Kauf- und Verkaufsentscheidungen oftmals emotional geprägt. Das heißt, kurzfristige Aktienkursschwankungen repräsentieren nicht unbedingt die tatsächliche Lage des Unternehmens, also nicht den tatsächlichen Wert des Unternehmens.

Die hohe Preistransparenz an den Börsen, gepaart mit den Bewegungen der Aktien nach oben und unten, werden Aktien von vielen Anlegern als riskanter wahrgenommen als sie eigentlich sind. Das ist jedoch nicht unbedingt richtig. Ein börsennotiertes Unternehmen ist nicht per se riskanter als ein nicht an der Börse gelistetes Unternehmen. Oftmals ist sogar genau das Gegenteil der Fall. Mit einer qualitativen Auswahl der Titel in einem Aktienportfolio lassen sich sogar viele wesentliche Risiken stark reduzieren. Beispielhaft sei hierzu das Finanzierungsrisiko genannt. Ein Unternehmen, das keine Bankschulden hat und aufgrund eines starken und nachhaltigen Geschäftsmodells Gewinne erwirtschaftet, wird mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht insolvent gehen, so dass etwa das gesamte eingesetzte Kapital verloren ginge.

Chancen der Preistransparenz

Wie erwähnt, sind die Börsen zum Teil emotional geprägt, mit dem entsprechenden Effekt kurzfristiger Preisschwankungen – nicht Wertschwankungen - bei Aktien. Das kann Nervosität verursachen und Zweifel schüren, aber der Umstand der Preistransparenz bietet gleichzeitig einen wesentlichen Vorteil. Er bietet uns die Möglichkeit einschätzen zu können, wie der Preis einer Aktie aktuell in Relation zu unserer Wertvorstellung des Unternehmens steht und haben dadurch die Möglichkeit günstige Einstiege zu tätigen, wenn der Preis unter dem Wert der Aktie liegt. In intransparenten Märkten ist das anders. Ob Sie einen guten oder zu hohen Preis für eine Immobilie bezahlt haben, können Sie nur schwer bestimmen und merken dies im Zweifel erst, wenn Sie die Immobilie irgendwann einmal verkaufen wollen.

Volatilität ist nicht das Risiko

Die Preistransparenz an den Börsen bietet also gute Möglichkeiten. Dabei ist vor allem der langfristige Blickwinkel ein wichtiges Element. Kurzfristig können mitunter grundlose Schwankungen auftreten, die aus emotionalen Gründen herrühren. Diese Schwankungsbreite drückt aber nicht das wahre Risiko der Aktie bzw. des zugrundeliegenden Unternehmens aus. Vielmehr bestimmt sich das Risiko eines Unternehmens aus seinem Geschäftsmodell, seinen Wachstumschancen, der Kostenstruktur, der Finanzierungssituation etc. Dieses Risiko ist nicht am Börsenkurs ablesbar, sondern ist aus dem Zahlenwerk und in Managementgesprächen zu bestimmen.

Fazit

Um zu unserer Analogie zurückzukehren: Im Rahmen einer langfristig ausgelegten Anlagestrategie ist es sinnvoll, der Fledermaus innerhalb des Tunnels freien Lauf zu lassen. Es ist nicht entscheidend, welchen Weg im Tunnel die Fledermaus nimmt, sondern, dass sie zum einen überhaupt wieder aus dem Tunnel herauskommt und ob sie den Tunnel an einer höheren Stelle wieder verlässt als sie hineingeflogen ist.

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