Währungseffekte

Über die vergangenen Jahre hinweg hat der Euro gegenüber dem US-Dollar, aber auch gegenüber vielen anderen Währungen, kräftig an Boden verloren. Insbesondere über das letzte Jahr hinweg, war der Abwärtstrend dann von einer besonderen Dynamik geprägt. Hintergrund ist dabei insbesondere die fragile Situation in der Euro-Zone, ganz besonders ausgehend von der Lage in Griechenland.

Der niedrige Eurokurs ist dabei jedoch nicht unbedingt ein Problem. Gerade den exportorientierten Länder, allen voran Deutschland, kommt diese Situation entgegen. Denn, der niedrige Euro macht es für Länder wie den USA oder China günstiger in Europa Waren einzukaufen. Anders gesagt, die Wettbewerbsfähigkeit in Europa steigt.

Davon profitieren viele Unternehmen in Deutschland derzeit, was man in vielen Fällen in den Zahlen für das erste Quartal 2015 beobachten konnte. Die Ergebnisse fielen vielmals durch erhöhte Währungsgewinne positiver aus, als sie tatsächlich operativ erwirtschaftet wurden. Das macht die Ergebnisse natürlich auf der einen Seite optisch attraktiver und lässt die Aktien günstiger erscheinen, auf der anderen Seite muss man jedoch bedenken, dass Währungsgewinne keine dauerhaften Erträge sind, sondern sich im Laufe der Zeit umkehren werden. Um die operative Ertragskraft eines Unternehmens beurteilen zu können, sollte man also die Währungseffekte aus der Gewinn- und Verlustrechnung eliminieren.

Auf das Zahlenwerk von Unternehmen wirken sich Währungseffekte in zwei Formen aus: Transaktionseffekte und Translationseffekte:

Transaktionseffekte

Transaktionseffekte entstehen im internationalen Warenverkehr mit unterschiedlichen Währungen. Natürlich werden viele Geschäfte nicht innerhalb von einem Tag abgewickelt, sondern Vertragsschluss, Bestellung, Zahlung, Lieferung etc. verteilen sich über eine längere Zeit, zum Teil viele Monate. In diesem Zeitraum kann es zu Veränderungen der Währungsrelationen kommen, so dass sich auch der Wert der Vermögensgegenstände verändert. So kann z.B. eine Rechnung seitens eines Kunden im Ausland erst Wochen später beglichen werden, so dass die Forderung gegen das Unternehmen im Zeitverlauf durch Währungsschwankungen ebenfalls Schwankungen unterliegt. Die Änderungen im Wert eines Vermögensgegenstandes im Zuge einer Fremdwährungstransaktion muss als Gewinn oder Verlust in der Gewinn- und Verlustrechnung verarbeitet werden.

Schauen wir auf ein Beispiel. Es kauft z.B. ein deutsches Unternehmen am 01.01. Waren im Gegenwert von 100.000 US-Dollar aus den USA. Am Tag des Kaufs steht Euro bei 1,10 zum US-Dollar. Umgerechnet in Euro, muss das deutsche Unternehmen also 90.910 Euro bezahlen. Dies ist der Wert der Verbindlichkeit, dass das deutsche Unternehmen aufweist. Nehmen wir nun an, dass das deutsche Unternehmen die Verbindlichkeit am 10.02. begleicht, wenn der Umrechnungskurs bei 1,05 Euro pro Dollar steht. Dann beträgt die in Euro umgerechnete Schuld in Höhe von 100.000 Dollar nunmehr 95.238 Euro. Seit dem 01.01. hat der Dollar zum Euro rund 5 % aufgewertet und die Verbindlichkeit des deutschen Unternehmens verteuert.

Nun hat das deutsche Unternehmen also Waren im Gegenwert von 90.910 € gekauft, aber dann 95.238 € bezahlt. Die Differenz in Höhe von 4.328 € ist ein Transaktionsverlust aus Währungsveränderung und muss in der Gewinn- und Verlustrechnung als Währungsverlust ausgewiesen werden.

Aus diesem Beispiel wird auch deutlich, dass es eine entscheidende Rolle spielt, ob das betreffende Unternehmen Waren ins Ausland exportiert oder etwa Rohstoffe oder Vorleistungsprodukte aus dem Ausland importiert. Je nachdem wie sich die Währungsrelationen verändern, kann dies die Gewinnsituation merklich beeinflussen.

In einem Exportgeschäft entsteht ein Währungsrisiko immer dann, wenn der Exporteur in Fremdwährung bezahlt wird und zwar zu einem späteren Zeitpunkt als die Warenlieferung stattfindet. Z.B. wenn ein deutsches Unternehmen in die USA liefert, aber in US-Dollar bezahlt wird. Verliert die Fremdwährung bis zur Zahlung an Wert, wird der Euro-Betrag niedriger.

Bei einem Importgeschäft entsteht ein Währungsrisiko, wenn der Importeur verpflichtet ist in Fremdwährung zu bezahlen und die Möglichkeit hat den Rechnungsbetrag zu einem späteren Zeitpunkt zu begleichen, als die Warenlieferung stattfindet. Das Risiko liegt hier für den Importeuer, dass die Fremdwährung im Wert zulegt und somit der Rechnungsbetrag steigt.

Folgende Tabelle zeigt die Auswirkungen der Währungsveränderungen bei Importen und Exporten im Überblick.

TransaktionAuswirkung auf…Fremdwährung steigtFremdwährung fällt
ExportForderungGewinnVerlust
ImportVerbindlichkeitVerlustGewinn

Es wird also deutlich, dass deutsche Unternehmen in den letzten Monaten dann vom Euro profitiert haben, wenn Sie exportorientiert waren. Durch die in vielen Fällen steigenden Fremdwährungen, vor allem US-Dollar oder chinesische Yuan, konnten Transaktionsgewinne verbucht werden, welche die Gewinnsituation insgesamt verbessert haben.

Bilanzierungsfragen

Wie kann man nun solche Währungseffekte aus dem Zahlenwerk herauslesen und eine entsprechende Bereinigung vornehmen? Die schlechte Nachricht dabei ist, dass die internationalen Bilanzierungsrichtlinien (IFRS) nicht vorschreiben, an welcher Stelle der Gewinn- und Verlustrechnung Währungsgewinne- und verluste platziert werden müssen. So kommt es, dass diese manchmal im operativen Ergebnis enthalten sind, manchmal aber auch im Finanzergebnis. Nur wenige Unternehmen weisen die Währungseffekte offen in einer eigenen Position aus. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, im Anhang des Geschäftsberichtes nachzuschauen. Meist platzieren Unternehmen Währungseffekte in den sonstigen betrieblichen Erträgen und Aufwendungen oder im Finanzergebnis. Die gute Nachricht dabei ist, dass die Gesamthöhe der Währungseinflüsse an irgendeiner Stelle angegeben werden muss. Man muss also nur suchen.

Translationseffekte

Das zweite Währungsthema betrifft Vermögensgegenstände eines Unternehmen, die sich im Ausland befinden. Dies kommt vor allem bei Tochtergesellschaften im Ausland in Frage. Wenn z.B. ein deutsches Unternehmen in den USA eine zweite Produktion aufmacht, um den Markt dort besser bedienen zu können.

Auf Grund des Sitzes der Tochtergesellschaften im Ausland, operieren diese meist in der Fremdwährung. Die sogenannte funktionale Währung ist dann die Währung des Landes in dem das Tochterunternehmen sitzt. Von dieser Regel gibt es Ausnahmen, z.B. wenn das Tochterunternehmen ausschließlich an die Muttergesellschaft liefert. Diesen Fall können wir aber an dieser Stelle einmal auslassen.

Daher müssen am Ende des Quartals oder des Jahres, wenn die Bilanz aufgestellt wird, alle Vermögenswerte und Verbindlichkeiten in Euro umgerechnet werden. Die Umrechnung erfolgt dabei zum Stichtag, an welchem die Bilanz aufgestellt werden soll. Davon gibt es eine Ausnahme, welche das Eigenkapital betrifft. Dieses bleibt unverändert und wird immer zum Kurs des Gründungsdatums umgerechnet.

Aus dieser Konstellation wir deutlich, dass Unternehmen in den allermeisten Fällen von Währungsschwankungen beeinflusst werden. Durch die Umrechnung des Eigenkapitals zu historischen Wechselkursen, übersteigen die zum aktuellen Kurs umgerechneten Vermögenswerte immer die umgerechneten Verbindlichkeiten. Nur wenn das Eigenkapital Null betragen würde, würde sich die Währungsumrechnung von Vermögensgegenständen und Verbindlichkeiten ausgleichen. Wäre das Eigenkapital negativ, würde sich der Effekt umkehren. Diese beiden Szenarien kommen jedoch vergleichsweise selten vor.

Unternehmen weisen also so gut wie immer ein Nettovermögen auf. Daraus leiten sich folgende Implikationen in Bezug auf die Währungsentwicklung ab:

Fremdwährung steigtFremdwährung fällt
NettovermögenUmrechnungsgewinnUmrechnungsverlust
NettoverbindlichkeitUmrechnungsverlustUmrechnungsgewinn

Bezugnehmend auf unsere aktuelle Situation in Deutschland wird deutlich, dass Unternehmen mit Tochtergesellschaften in den USA oder China beispielsweise im vergangenen Jahr gute Karten hatten. Denn, durch den fallenden Euro gegenüber vielen anderen Währungen sind die Vermögensgegenstände im Ausland wertvoller geworden. Durch die Umrechnung aus der höheren notierenden Währung in Euro entstanden Umrechnungsgewinne, sogenannte Translationsgewinne.

Bilanzierungsfragen Translationseffekte

Bei Translationsdifferenzen findet eine Erfassung jedoch nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung statt, wie es bei den Transaktionsdifferenzen der Fall ist, sondern Translationsgewinne und –verluste werden im Eigenkapital ausgewiesen. Man kann also die Höhe der Effekte aus der Eigenkapitalveränderungsrechnung des Jahresanschlusses bzw. Zwischenabschlusses ablesen.

Demnach haben Unternehmen mit Tochterunternehmen im Ausland, etwa den USA, einen positiven Währungseffekt auf das Eigenkapital gehabt. Das Eigenkapital hat sich im ersten Quartal 2015 durch den schwachen Euro in diesem Fall erhöht und damit wurde das bilanzielle Bild verbessert.

Allerdings ist auch zu erwähnen, dass die wenigsten Unternehmen im Bereich des Mittelstandes so viele Auslandstöchter haben, dass sich die Währungsumrechnung wirklich substanziell auf das Eigenkapital auswirken würde. Vielmehr sind die meisten Unternehmen im Mittelstandsbereich sehr stark in Deutschland und Europa verwurzelt und haben meist nur ergänzende Produktionsstätten etc. im außereuropäischen Ausland. Aber auch innerhalb Europas gibt es ja bekanntermaßen viele Länder, die nicht der Eurozone angehören, aber ein beliebter Wirtschaftsstandort sind. Zu denken ist hierbei etwa an die Schweiz, Großbritannien oder Polen.

Fazit

Durch den raschen Wertverlust des Euros gegenüber den Währungen wichtiger Handelspartner hat sich für einige Unternehmen in Deutschland eine günstige Situation ergeben. Das gilt insbesondere für Unternehmen die stark exportorientiert sind und viel Geschäft in den USA, in China oder der Schweiz generieren. Denn, gegenüber diesen Währungen verlor der Euro innerhalb des letzten Jahres besonders stark. Auf der anderen Seite gab es aber auch Währungen, die noch schwächer als der Euro waren, etwa der brasilianische Real, der japanische Yen oder der russische Rubel. Geschäft in diesen Ländern, wirkte sich damit eher negativ aus.

Wichtig zu beachten ist, dass sich Währungseffekte über die Zeit immer wieder ausgleichen und vor allem nicht die operative Ertragskraft eines Unternehmens im Kern verändert. Aus diesem Grund sollten Währungseffekte immer im Auge behalten und einer kritischen Würdigung unterzogen werden.

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