Wirtschaftsnachrichten richtig lesen, interpretieren und verstehen
Die vergangenen Wochen haben uns einmal mehr vor Augen geführt, wie wichtig es ist, in unruhigen Börsenphasen
die Ruhe und einen kühlen Kopf zu bewahren. Wir leben in einer Zeit, in der es unheimlich wichtig ist zu filtern, welche Nachrichten tatsächlich von Bedeutung sind und welche nicht. Täglich prasseln tausende von Nachrichten über die verschiedensten Kanäle auf uns ein, sei es über Twitter, Facebook, Webseiten, Newsletter oder das Fernsehen. In Phasen der Unsicherheit multipliziert sich die Menge nochmals.
Vor allem aber die qualitative Einschätzung ist durch die ungefilterte Menge an News schwieriger geworden. In
Zeiten von Klickraten als Messgröße anstatt inhaltlicher Qualität werden Überschriften dramatisiert und überspitzte
Darstellungen gewählt, um Leser zu locken. Durch Blogs und Social Media-Kanäle avancieren Meinungsbildner, die
oftmals schlecht recherchieren oder denen schlicht und einfach die Fachkenntnisse fehlen. Es werden Fakten
verstärkt, wo es sachlich nicht angebracht ist und es werden Tatsachen verharmlost oder übersehen, die eigentlich
einer höheren Aufmerksamkeit bedürften. Eine Einschätzung der Qualität von außen ist sehr schwierig und daher
so gefährlich. Selbst Journalisten, die häufig unter Zeitdruck stehen und in der immer schnelleren Onlinewelt nach
Themen suchen, fehlt häufig die qualitative Untermauerung oder schlichtweg die Zeit für saubere Recherchen. Das
gilt vor allem in schwierigen Metiers wie der Finanzwelt.
Mehr Produktivität durch weniger Nachrichten
Als Aktieninvestor ist es natürlich wichtig News zu lesen und zu analysieren. Nur, wenn man alles liest was man
auf den Tisch oder in das E-Mail-Postfach bekommt, wird es ein Ding der Unmöglichkeit sich auf die Kernaufgaben
zu konzentrieren. Insofern ist es von hoher Bedeutung einen Filter anzusetzen, um dem Spam von den wirklich
guten und aufschlussreichen Nachrichten zu unterscheiden. Wenn man es schafft, nur die Hälfte der Informationen
verarbeiten zu müssen, verdoppelt man bereits seine Produktivität. Das kommt am Ende der Rendite zu Gute.
Zuletzt waren die Medien sehr stark vom Crash in Februar und von Erklärungsversuchen dafür geprägt. Aber auch
in der Berichterstattung zu Unternehmen wird vornehmlich über die Vergangenheit berichtet und analysiert was gut
und was schlecht gelaufen ist. Das ist zwar einerseits nachvollziehbar, da es ja diese Informationen sind, welche
die Unternehmen selbst veröffentlichen, jedoch bietet dies keinen Mehrwert über das hinaus, was nicht jeder auch
selbst aus den Originalunterlagen herausziehen könnte. Das Problem bei diesen Inhalten ist, dass Sie
rückwärtsgerichtet sind. Es wird versucht, die Entwicklung der Vergangenheit zu erklären. Das bietet wenig
Mehrwert, denn, wenn die Informationen nicht verarbeitet sind, haben Sie für die zukünftige Aktienkursentwicklung
wenig Wert.
Hinzukommt, dass es bei Finanzberichten von Unternehmen in den vergangenen Jahren sehr üblich geworden ist,
neben den Bilanzierungsvorschriften adjustierte und bereinigte Ergebniskennzahlen zu präsentieren, die keinen
einheitlichen Standards unterliegen und zum Teil sehr willkürlichen Darstellungen folgen. Wer nicht aufmerksam
liest, arbeitet mitunter mit vollkommen irrelevanten oder verfälschten Größenordnungen. Das Analysieren der
Vergangenheit ist nur dann wertstiftend, wenn eine Verknüpfung mit anderen Informationen und
Wahrscheinlichkeiten erfolgt. Das ist jedoch ein aufwendiges Unterfangen, wofür nur wenige die Geduld und Zeit
aufbringen.
Aus diesem Füllhorn an medialer Information kommt es in der Konsequenz in Hülle und Fülle zu irrelevanten
Informationen, die letztendlich nicht dazu geeignet sind, Ihre Rendite zu verbessern, sondern Ihre Produktivität und
Klarheit untergraben. Um die richtigen und relevanten Informationen zu filtern, können Sie die folgenden drei
Merkmale guter Nachrichten heranziehen. Alle anderen sind - direkt ausgedrückt - Zeitverschwendung.
Um mit Aktien erfolgreich zu sein, ist es eines der wichtigsten Elemente, die zukünftige Entwicklung eines
Unternehmens richtig einzuschätzen und zu bewerten. Wenn Sie dabei in vielen wiederholten Fällen richtig liegen
und das auch noch gegen den allgemeinen Trend, werden Sie am Aktienmarkt erfolgreich sein und in der Summe
und über einen langen Zeitraum betrachtet, eine auskömmliche Überrendite erzielen. Grübeln Sie also nicht zu viel
über Dinge, welche die Vergangenheit beschreiben, sondern suchen Sie nach den Antworten, welche
möglicherweise zukunftsweisend sind. Gute Nachrichten und Analysen tun dies.
Hat der Artikel eine messbare Hypothese?
Wer über ein Thema gut Bescheid weiß, weil er langjähriger Experte ist oder sich intensiv mit einem Thema
beschäftigt hat, hat eine eigene Meinung. Wer zudem von dem überzeugt ist, was er erarbeitet, recherchiert oder
analysiert hat, hat auch plausible und nachvollziehbare Gründe dafür und kann diese vertreten. Zudem kann er
diese Meinung mit Fakten untermauern und seine Gedankengänge offenlegen.
Kurz gesagt, wenn etwas fundiert ist, kann es in eine messbare Hypothese gegossen werden. Hypothesen können
auf einer sachlichen Ebene überprüft und widerlegt oder bestätigt werden. Auch dafür ist wiederum eine inhaltliche
Auseinandersetzung notwendig. Das sind Arbeiten und aufgewendete Gedankenkraft, die wirklich einen Mehrwert
schaffen.
Besonders interessant kann es in diesem Zusammenhang auch sein, nach Informationen zu suchen, die konträr zur
großen Masse sind. Gegenargumente zu suchen und sauber zu begründen ist viel schwieriger, als sich der Masse
anzuschließen. Solche Informationen sind sehr wertvoll, da hier wirklich neue, bisher nicht berücksichtigte
Erkenntnisse gewonnen werden können. Natürlich muss auch hier die Anforderung an eine messbare Hypothese
gelten.
Basiert der Artikel auf Daten oder Meinungen?
Daten aus verlässlichen Primärquellen, etwa Unternehmenszahlen aus Geschäftsberichten, ökonomische Daten
vom Statistischen Bundesamt, der Bundesbank etc. sind wertvoller als Aussagen und Meinungen von einzelnen
Personen, die nicht auf harten Fakten beruhen. Datenbezogene Aussagen sind verlässlicher und vor allem
überprüfbar. Das heißt, man kann die Quelle der Daten selbst überprüfen und die Argumente untermauern oder
vielleicht sogar ergänzende oder gegenteilige Fakten sammeln.
Haben Sie Ihre eigene Meinung!
Der wichtigste Punkt ist jedoch, eine eigene Meinung zu haben. Wenn Sie sich zu einem Unternehmen oder zu
einem Ereignis nicht selbst eine Meinung gebildet haben, lassen Sie sich deutlich einfacher von irrelevanten
Informationen beeinflussen. Wenn Sie sich einen eigenen Eindruck verschafft haben, dann können nur konstruktive
Argumente dafür sorgen, dass Sie Ihre Sichtweise ändern.
Das gilt auch bei Aktien. Bevor Sie eine Aktie kaufen, sollten Sie eine eigene Hypothese haben, die messbar ist und
getestet werden kann. Nur so können Sie über die Zeit hinweg verfolgen, ob Sie mit Ihrer Einschätzung richtig
liegen und das Unternehmen sich auf dem richtigen Weg befindet. Auch nur mit einer eigenen Anlagehypothese
werden Sie sich nicht von schlechten Informationen beeinflussen lassen können, weil Sie besser informiert sind.
Anders herum betrachtet, erkennen Sie nur dann gute Informationen, die Ihre Kenntnisse ausweiten und damit die
Wahrscheinlichkeiten für eine richtige Einschätzung erhöhen.
Fazit
Wir leben heute in einer Welt, in der die Informationsdichte zunimmt, aber die inhaltliche Qualität immer mehr zu
wünschen übrig lässt. Gerade in der Finanzindustrie und in Zeiten der Unruhe häuft sich diese Beobachtung um ein
Vielfaches. Vermeintliche Experten sprechen von Crash-Szenarien oder großen Chancen und haben Antworten auf
das Warum und Wieso. Bei einer Belastung der Informationen wird jedoch in vielen Fällen schnell deutlich, dass ein
Großteil nicht mehr als eine Geräuschkulisse sind, die nicht dazu beitragen können, dass Ihre Investmentresultate
besser werden. Das richtige Filtern von Nachrichten ist daher eine essenziell wichtige Aufgabe, um die Produktivität
und schlussendlich auch die Rendite nachhaltig zu steigern.
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Autor des Beitrags "Wirtschaftsnachrichten richtig interpretieren und verstehen":
Alpha Star Management GmbH
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