Überrenditen messen bei Aktienfonds
Die vergangenen Monate waren an den Börsen
turbulent. Einige Sektoren und Branchen hatten
enorme Zuwächse zu verzeichnen, andere Bereiche litten schwer. Auch bei Fonds gab es große Unterschiede in den erzielten Renditen. Für
uns als Anleger ist vor allem die langfristige Rendite-Betrachtung wichtig. Ein Fonds, der sich
ein Jahr lang gut entwickelt und dann wieder
für zwei Jahre hinterherhinkt, ist für die meisten
Anleger keine optimale Option.
Objektiv betrachtet, schaffen es nur wenige
Fonds über einen langen Zeitraum Überrenditen
zu erzielen. 90-95% aller Fonds - so zeigen Statistiken immer wieder - erreichen das Ziel nachhaltiger Überrenditen nicht. Die Regel ist damit,
dass Fonds, die vielleicht in einer Periode eine
starke Entwicklung aufgewiesen haben, es in
der darauffolgenden Periode wahrscheinlich
nicht mehr schaffen.
Als Anleger stehen wir damit vor der Frage, wie
wir nachhaltig erfolgreiche Fonds identifizieren
können. Fonds, die es aufgrund einer guten
Strategie schaffen, systematische Überrenditen
zu erzielen und nicht nur hin und wieder auf
einer Aufwärtswelle „mitzuschwimmen“. Glücklicherweise gibt es zwei Kennzahlen, die uns dabei helfen können, Fonds zu erkennen, die über
einen langen Zeitraum hinweg systematisch
Überrenditen erzielt haben: Tracking Error und
Information Ratio.
Hinweis: In diesem Artikel wollen wir nicht die
Berechnung der beiden Kennzahlen aufzeigen,
sondern die Nutzung und Interpretation der
Zahlen in den Vordergrund stellen. Für die Berechnung der Kennzahlen, haben wir Ihnen eine
Vorlage erstellt, in der Sie die Formeln zur Berechnung nachvollziehen können:
Download xlsx-Datei
Tracking Error
Der Tracking Error ist eine Kennzahl, die technisch gesprochen die Standardabweichung der
Überrenditen eines Fonds zum Vergleichsindex
misst. Anders ausgedrückt, misst der Tracking
Error die Konsistenz der Überrenditen zum Vergleichsindex.
Ein niedriger Tracking Error deutet darauf hin,
dass das Portfolio des Fonds sehr nah am Vergleichsobjekt ist. Ein DAX-ETF würde beispielsweise einen Tracking Error von nahe 0% haben.
Der Sinn und Zweck eines ETF ist es ja, so genau
wie möglich einen Index abzubilden und so geringe Abweichungen wie möglich zu haben. Mit
einem derart niedrigen Tracking Error weiß ein
Anleger, dass sein Risiko niedrig ist, eine geringere Rendite als der Index zu erreichen. Gleichzeitig weiß er aber auch, dass er keine Überrenditen erzielen kann. Wie hoch die zu erwartende
Rendite ist, sagt der Tracking Error indes nicht.
Das heißt im Umkehrschluss, wenn wir als Anleger Überrenditen erzielen wollen, sollten wir uns
einen Fonds aussuchen, der einen möglichst hohen Tracking Error aufweist. Nur ein Fonds, der
vom Index abweicht, kann auch höhere Renditen als dieser erzielen. Wenn uns die Marktrendite genügt, dann sollten wir in einen Fonds
investieren, mit einem möglichst niedrigen
Tracking Error, also einen ETF. Ein aktiver Fonds
muss immer den Anspruch haben Überrenditen
zu erzielen und dann ist auch immer ein hoher
Tracking Error die logische Konsequenz.
Ein hoher Tracking Error allein sagt nichts über
die Renditeerwartung aus, sondern nur über die
Abweichungen der Renditen zum Vergleichsindex. Also auch bei konstant schlechterer oder
besserer Rendite kann ein niedriger Tracking Error resultieren. Insofern ist es
www wichtig zu schauen, ob ein Fonds über einen möglichst langen Zeitraum
Überrenditen und gleichzeitig einen hohen
Tracking Error erzielt hat. Denn, wenn ein Fonds
in der Lage ist Über-renditen zu erzielen, wollen
wir möglichst einen konsistent hohen Tracking
Error.
Was sind typische Werte?
Wie schon erwähnt, sollte ein ETF einen Tracking Error von nahe 0% aufweisen, also parallel zu
der Indexentwicklung verlaufen. Auch ein Indexfonds sollte nur eine geringfügige Abweichung
aufweisen, etwa mit einem Tracking Error von
1-2%. Die meisten aktiv gemanagten Fonds liegen mit der Kennzahl in einer Größenordnung
von 4-7%. Diese Mehrzahl an Fonds orientieren
sich zu großen Teilen an den Indizes und versuchen durch Abweichungen in der Portfoliozusammensetzung eine Unterscheidung herzustellen.
Diejenigen Fonds, die sich wirklich aktiv mit der
Auswahl einzelner Titel beschäftigen und das
Portfolio abseits von irgendeiner Indexorientierung zusammenstellen (Stock-Picking), weisen
Tracking Error-Zahlen in Größenordnungen von
10-15% auf. Wenn Sie darauf aus sind, in Fonds
zu investieren, mit denen Sie Überrenditen erzielen können, sollten Sie sich auf Fonds mit
zweistelligen Tracking Error-Zahlen konzentrieren.
Information Ratio
Der Tracking Error allein gibt nur Hinweis darauf,
wie konsistent die Abweichung der Renditen waren, nicht aber darauf, ob eine Überrendite erzielt wurde oder nicht. Daher müssen wir unseren Werkzeugkasten um eine weitere Kennzahl
ergänzen, das Information Ratio. Das Information
Ratio gibt nämlich an, ob das Risiko, das durch
die Abweichung vom Index eingegangen wurde,
auch von Überrenditen belohnt wurde.
Mathematisch ist das Information Ratio der
Quotient aus der erzielten Überrendite und
dem Tracking Error.
Information Ratio = Überrendite zum Index / Tracking Error
Der Wert des Information Ratio sollte mindestens bei 0,5 liegen. Das heißt, bei einem Tracking Error von 10%, sollte eine Überrendite von
5% erreicht werden. Liegt der Wert des Information Ratio unter 0,5, ist das Risiko vom Index
abzuweichen nicht ausreichend belohnt worden. Anders gesagt, ist das Chance-Risiko-Verhältnis dann nicht ausreichend gut. Der Fonds
geht ein zu hohes Risiko ein und belohnt dieses
Risiko nicht mit Renditen.
Wird über einen langen Zeitraum ein Information Ratio von 0,5 oder mehr erzielt, ist das ein
Hinweis darauf, dass der Fondsmanager einen
herausragenden Job macht und in der Lage ist,
Titel zu finden, die nicht nur außerhalb der Indizes liegen, sondern auch hohe Überrenditen erzielen. Hier haben Anleger ein hervorragendes
Chance-Risiko-Verhältnis. Nur ein Bruchteil der
Fonds schafft es über einen langen Zeitraum
von bspw. 10 Jahren ein Information Ratio von
über 0,5 zu erreichen.
Fazit
Einige Fonds schaffen es über einen kurzen Zeitraum Überrenditen zu erzielen. Die meisten
Fonds schaffen es jedoch nicht dauerhaft und
nachhaltig Überrenditen zu erzielen. Für Anleger ist es damit schwer diejenigen Fonds herauszufiltern, mit denen sie über lange Zeit investieren und Überrenditen erwarten können.
Die Kennzahlen Tracking Error und Information
Ratio geben eine Hilfestellung. Fonds, die bei
diesen Kennzahlen hohe Werte aufweisen, zeigen uns Anlegern, dass sie nicht nur abseits der
Indizes investieren, was notwendig ist, um
Überrenditen zu erzielen, sondern dass das Risiko dieser Abweichung auch mit Rendite entsprechend belohnt wird. Über einen langen
Zeitraum hinweg betrachtet, lassen sich so Gewinnerfonds gut identifizieren.
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Autor des Beitrags "Überrenditen messen bei Aktienfonds":
Alpha Star Management GmbH
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